Erin Choa und Jean-Baptiste Gois arbeiteten als Ärztin und Ingenieur in Edinburgh in Schottland. Dort hatten sie sichere Arbeitsplätze und ihr Leben. Doch sie entschlossen sich für einen anderen Weg: Die beiden hatten größere Pläne und legten ihre ganze Zukunft in ein 600 Jahre altes französisches Schloss.
Für die Renovierung mussten die beiden nicht nur ihre gesamten Ersparnisse in das Schloss stecken, sondern auch ihre gesamte Zeit. Sieben Tage die Woche hatte das Paar mit viel Fleiß und Mühe ihre ganze Kraft in die Restauration gesteckt. Seid ihr neugierig, wie und ob sie es geschafft haben, ein so altes Schloss zu renovieren? Dann lest einfach diese wundervolle Geschichte.
1. Wie alles begann
Erin Choa ist in London geboren und aufgewachsen. 2010 absolvierte sie ein Auslandsstudium im schottischen Edinburgh. Dort lernte sie den Maschinenbauingenieur Jean-Baptiste Gois kennen, der von allen nur JB genannt wird. Er lebte bereits 9 Jahre in Edinburgh. Jean-Baptiste hatte sein Heimatland Frankreich verlassen, um in Edinburgh zu studieren.
Die beiden verliebten sich ineinander und beschlossen sogar, zu heiraten. Nachdem Erin ihre Studienzeit in Edinburgh beendet hatte, wollten sich die beiden nach einem gemeinsamen Zuhause umsehen, um ihr gemeinsames Leben zu beginnen. Das Paar beschloss, in das Heimatland von JB zu ziehen, auch wenn diese Entscheidung für Erin nicht leicht werden würde.
2. Eine neue Aufgabe
Bevor das Paar nach Frankreich ging, arbeitete Erin als Ärztin in Edinburgh. Erin war allerdings bereit sich für ihr gemeinsames Leben auf neues Terrain zu wagen. Dennoch war sie sich nicht sicher, ob ihr Französisch ausreichen würde, um auf dem Land ihren Beruf als Ärztin ausüben zu können. Das Paar überlegte, ob es für Erin auch andere Wege geben würde, in Frankreich zu arbeiten.
JB und Erin hatten eine Vorliebe für Geschichte und historische Gebäude. So kamen sie auf den Gedanken, dass Erins Muttersprache Englisch von Vorteil sein könnte, um als Touristenführerin in alten Gemäuern zu arbeiten. Doch da kam ihnen plötzlich eine ganz andere Idee: Sie selbst könnten ein historisches Gebäude an Urlauber vermieten!
3. Eine riskante Idee
Das Paar war von der Idee ein historisches Gebäude in einen Gastbetrieb zu verwandeln, begeistert. Allerdings hatten sie weder die Erfahrung noch die Kompetenzen für so ein Unterfangen. Wenn sie tatsächlich eine große Immobilie kaufen wollten, so müssten sie ihre gesamten Ersparnisse dort einfließen lassen. Zudem müssten sie wahrscheinlich noch Kredite aufnehmen. Letztendlich müssten sie das gesamte Gebäude von Hand renovieren.
Beide hatten eine wissenschaftliche Karriere verfolgt, die Tausende von Euro kostete. War es da nicht absurd, plötzlich einen ganz anderen Lebensweg zu gehen? Wenn sich diese Idee als Reinfall entpuppte, waren sie hoch verschuldet und hätten all ihr Geld verloren.
4. Gehen oder bleiben?
Erin und JB waren allerdings nicht unüberlegt nach Frankreich gezogen. Bevor sie die endgültige Entscheidung fielen, hatten sie die Kosten für die Renovierung eines französischen Gebäudes mit den laufenden Kosten in ihrem Schloss in Edinburgh verglichen. Wie sich herausstellte, wäre ihr aktuelles Zuhause auf lange Sicht betrachtet kostspieliger.
Die Kosten für ihre derzeitige Bleibe waren nur etwas günstiger als der Kauf eines historischen Gebäudes in Frankreich. Sogar eine Einzimmerwohnung in Edinburgh oder in Erins Heimatstadt London wäre sehr teuer gewesen. Die beiden Städte sind nicht gerade für niedrige Mietpreise bekannt. Die beiden entschlossen sich, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen.
5. Wie kommt man an ein historisches Gebäude?
Während sie nach und nach ihr Hab und Gut zum Umzug nach Frankreich in Kisten verstauten, fingen sie an, nach dem historischen Gebäude ihrer Träume zu suchen. Sie durchsuchten den französischen Immobilienmarkt mit der Entschlossenheit, ein historisches Gebäude zu ergattern. Tatsächlich werden historische Immobilien öfter verkauft als man glaubt.
Schließlich reiste das Paar nach Frankreich, um 10 alte Herrenhäuser und Schlösser zu besichtigen. Leider waren viele der Gebäude zu baufällig oder kosteten einfach viel mehr als die beiden bereit waren, auszugeben. Aber Elin und JB gaben nicht auf, denn wenn sie erst einmal die perfekte Immobilie finden würden, dann hätte sich ihr Ehrgeiz ausgezahlt.
6. Das Château de Bourneau
Endlich wurden sie fündig: In einem Wald verborgen bei der Venée steht das Château de Bourneau. Das Schloss kann mit klassischen Steinmauern, turmhohen Säulen und sogar einem mittelalterlichen Graben trumpfen. Das Schloss sah zwar schon sehr alt aus, wurde aber 1863 rekonstruiert. Damit war es von soliderer Statur als die anderen Schlösser, die Erin und JB besichtigt hatten.
Das Alter des Schlosses lag bei mehr als 500 Jahren. Das gesamte Grundstück umfasste 16 Hektar. Die beiden hatte sich sofort in das Anwesen verliebt. Es gab keinen Zweifel mehr. Das Château de Bourneau sollte ihre Immobilie werden. Ihre Aufgabe konnte beginnen. Ihr Traum schien in Erfüllung zu gehen.
7. Kein Zurück mehr
Das junge Paar zahlte insgesamt 680.000 Euro für das Anwesen. Dazu mussten Erin und JB ihre gesamten Ersparnisse opfern und zusätzlich noch einen Kredit bei der Bank aufnehmen. Obwohl das Schloss über funktionierende Sanitär- und Heizungsanlagen sowie fließend Wasser verfügte, waren die Kühlschränke nicht funktionstüchtig. Außerdem war der Graben undicht. Und das Innere des Schlosses musste auch auf Vordermann gebracht werden.
Erin und JB mussten folglich noch viel Arbeit, Zeit und Geld in das Schloss stecken, um es auf den Stand zu bringen, dort Gäste unterbringen zu können. Immerhin sollte das Schloss für die beiden in Zukunft den Lebensunterhalt sichern. Doch die Renovierung des Gebäudes mit einem begrenzten Budget stellte ein hohes Risiko dar. Konnten sie diesen Traum tatsächlich verwirklichen?
8. Der Umbau hat begonnen
Die Räumlichkeiten des Schlosses schienen leider viel instabiler und altersschwacher zu sein als das Äußere der Immobilie. Das Paar musste an ihre Grenzen gehen, um das Innere des Schlosses aufblühen zu lassen. Sie arbeiteten täglich 14 Stunden lang an der Restaurierung des Gebäudes. Sie steckten all ihre Willenskraft und Stärke in jeden Zentimeter des 10.000 Quadratmeter großen Schlosses. Und sie hatten einiges zu tun, da die Räumlichkeiten seit 1971 nicht mehr beschönigt worden waren.
Das Pärchen wollte explizit ein Gebäude, von dem sie beide Leben konnten. Wenn dieses Schloss erst einmal in seiner ganzen Pracht erstrahlen würde, so zweifelten sie nicht daran, dass sie mit diesem wunderschönen Gebäude genügen Geld zum Leben einnehmen würden. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg.
9. Liebe zum Detail
Die Farbe an den Wänden bröckelte, die Treppen und Türen bröckelten und die Fensterrahmen zerfielen langsam zu Staub. Außerdem hatten die Vorbesitzer des Schlosses Modernisierungen vorgenommen, die das Paar rückgängig machen wollte. So entfernte das Paar zum Beispiel im Südflur braune Tapeten im 70er-Jahre-Stil, welche die ursprünglichen Steinmauern bedeckten.
Erin und JB arbeiteten an einer Vielzahl von Projekten, um das Schloss wieder herzurichten. So entdeckten die beiden in den Hinterzimmern der Küche mehrere Metallbeschläge, die im Laufe der Jahre hinunterfielen. Bevor Erin und JB die Beschläge wieder in die Türen und Fenster einbauten, aus denen sie stammten, bearbeitete das Pärchen sie zu neuem Glanze.
10. Was ist mit dem Graben?
Eines der größeren Probleme stellte vor allem der Graben dar. Das Wasser verursachte Schäden, da es in die Keller sickerte. Durch das Wasser wurden Abflüsse verstopft und es entstanden Risse im Gebäude und Schäden im Garten. Um den Schaden irgendwie beheben zu können, mussten die beiden durch den Graben rudern.
Damit der Graben nicht noch mehr Schäden im und um das Schloss herum verursacht, mussten Erin und JB das Problem mit dem Wassergraben frühzeitig beheben. Sie recherchierten etwas und entdeckten Gerüchte über geheime Tunnel, die unter dem Graben entlanglaufen sollten. Allerdings gab Erin an, dass sie bisher keinerlei Tunnel gesehen haben.
11. Das Leben in einem Schloss
Das Schloss steht in der sonnigsten Region Frankreichs. Dennoch kamen sie nicht aus, ohne die Räume zu heizen. Wie man sich vorstellen kann, stiegen die Kosten zum Erwärmen eines rund 10.000 Quadratmeter großen Gebäudes mit etwa 4 Meter hohen Decken ins Unermessliche. Deswegen haben Erin und JB das Schloss nur auf Mindesttemperatur geheizt. Außerdem holten sie oft Brennholz, um Räume zu auf eine ausreichende Temperatur zu heizen.
Das Paar selbst hat ein kleines Zimmer in dem Schloss bezogen, in dem sie lebten. Den Rest der Räumlichkeiten wollten sie vermieten. Erin sagte dazu, dass sie Glück gehabt hätten, dass es bei ihrer Ankunft im Schloss bereits einfache, aber funktionierende Ausstattungen gegeben hätte sowie fließendes Wasser, sanitäre Einrichtungen und Heizungen.
12. Das Schloss beherbergt Gäste seit 600 Jahren
Die Geschichte des Schlosses ist auf jeden Fall lesenswert. König Ludwig XI. erteilte 1464 Jacquette de la Ramée, Dame de Bourneau, die Erlaubnis zum Bau eines Schlosses. Während der Französischen Revolution musste die Familie aus dem Schloss fliehen, woraufhin es zu einer Ruine zerfiel. Die einzigen Überbleibsel aus dieser Zeit sind die vier Türme und der alte Graben.
1863 renovierte Edmond Möller das Anwesen. In der Renovierung spiegelte sich die französische Première-Renaissance wider, die heute zu sehen ist. In den 1960er Jahren wurde es von der Stiftung Maechel de Lattre gekauft. Dadurch konnten etwa 528 vietnamesische, kambodschanische und laotische Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf gewehrt werden. Das Unternehmen errichtete außerdem Ställe, die sogar heute noch stehen.
13. Erhaltung des historischen Stils
Die vorherigen Besitzer des Schlosses gaben dem Gebäude im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts einen eigenen Stil, darunter schlumpfblaue Türen und moderne Möbel. Dies war aber nicht der Stil, den Erin und JB für das Schloss wollten. Deswegen mussten sie alle Türen und Wände abschleifen und lackieren. Die beiden machten sich diese Mühe, um die Geschichte des Gebäudes hervorzuheben.
Erin und JB entdeckten außerdem Lackschäden an der Brücke des Schlosses. Bevor die beiden anfingen, das Schloss zu renovieren, schauten sie sich Fotos des Anwesens von 1908 an, als die Vorbesitzer es noch nicht modernisiert hatten. Im Anschluss malten sie die vom Vorbesitzer grün lackierte Brücke wieder weiß, um den historischen Stil zu erhalten.
14. Ein neues altes Ambiente
Erin und JB waren sehr darauf bedacht, den alten Flair des Schlosses wiederherzustellen. Natürlich sollte dieser Stil auch in der Einrichtung zu sehen sein. Demzufolge suchten die beiden nach zeitgemäßen Möbelstücken und Einrichtungsgegenständen, die den Rest des Renaissance-Looks des Schlosses vervollständigen sollten.
Das Paar bestellte antike Stühle aus dem 19. Jahrhundert, die in der gleichen Zeit wie das Schloss hergestellt wurden. Sie konnten zudem riesige passende Urnen auf einem Baumarkt ergattern. Doch bald schon mussten sie feststellen, dass ihre letzten Geldreserven erschöpft waren. Sie brauchten dringend eine Einnahmequelle. Allerdings wurden die Dinge noch komplizierter, als sie die Schlosstüren für Gäste öffneten.
15. Das Geld ist aus! Und nun?
Mit den neuen alten Möbeln und der dazu passenden Dekoration nahm das Traumanwesen von Erin und JB langsam Gestalt an. Sie hatten die Renovierungsarbeiten noch nicht ganz abgeschlossen, aber dafür brauchten sie mehr Geld. Was also tun? Es gab nur eine Möglichkeit: Sie mussten die Schlosstüren für zukünftige Gäste öffnen. So kamen die ersten Gäste zu Veranstaltungen, Hochzeiten oder Ferienaufenthalte.
Nach und nach kamen die Gäste in das wunderschöne Schloss im Wald. Die Touristen wohnten oft in den Außenhütten, die jeweils mit einem eigenen Pool ausgestattet waren. Unterdessen nutzte das Paar die neu gewonnenen Geldmittel, um das Gebäude weiterhin zu renovieren.
16. Alles zum Wohl der Gäste
In der Küche herrschte zwar noch eine gewisse Unordnung und der Kühlschrank funktionierte immer noch nicht, aber Erin und JB meisterten die Situation auf ihre außergewöhnliche Weise. Sie wurden kreativ und hatten besondere Ideen, um ihren Gästen ein schönes Frühstück zuzubereiten. Oder sie dekorierten Tische im Freien für romantische Abendessen bei Sonnenuntergang.
In den Hütten hatten maximal 42 Gäste Platz. Die Einnahmen konnten die beiden nutzen, um ihren Gästen den Aufenthalt immer weiter zu verschönern. JB wirkte nicht wie ein typischer Schlossherr. Er scherzte oft mit den Gästen und machte Witze. Das Paar kümmerte sich sehr liebevoll um ihre Gäste und versuchte ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und ihnen ein unvergessliches Erlebnis zu ermöglichen.
17. Große Überraschungen
Je weiter die beiden das alte Schloss durchforsteten, desto mehr historische Artefakte konnten sie entdecken. Diese Funde waren für das Paar unglaublich glückliche Entdeckungen. Erin nannte diese Schätze eine „Zeitkapsel“.
Das Paar entdeckte alte Bücher und fand einen rostigen Schlüsselsatz für die Bibliothek des Schlosses. Ganz oben im dunklen Dachgeschoss stand ein alter Frisiertisch, den Erin und JB nach unten ins Tageslicht brachten. Auf dem Dachboden lagen zudem Vintage-Französische Türen mit Schlüsseln, die noch in ihnen stecken. Es war wie eine Schatzsuche in einer anderen Welt. Für die beiden waren diese einzigartigen Artefakte etwas ganz besonderes. Und es bestärkte ihre Entscheidung, diesen Weg gegangen zu haben.
18. Ein Projekt für ein ganzes Leben
Nachdem bereits sechs Monate vergangen waren, arbeiteten Erin und JB immer noch sieben Tage die Woche an der Renovierung des historischen Schlosses. Doch sie hatten in dieser Zeit wieder etwas fertig bekommen, was sie an die Gäste vermieten konnten: die Flitterwochen-Suite mit dem angrenzenden Solarium.
Das junge Paar musste ständig mit den Gästen und der Restauration des Gebäudes jonglieren. Das war wirklich gar nicht so einfach, aber die beiden hatten stets ihr ganzen Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Erin betonte, dass dies ein Lebensprojekt für die beiden sei. Die beiden führten die Renovierung des Schlosses nach und nach durch, so wie es die Mittel erlaubten. Und zum Glück waren sie auf ihrer Reise nicht allein.
19. Es sprach sich herum
Das Unterfangen der beiden, ein altes Schloss zu renovieren und an Gäste zu vermieten, sprach sich schneller herum als erwartet. Die britische Channel-4-Serie Escape to the Chateau hatte von Erin und JBs Projekt gehört. Die Gastgeber der Show, Dick Strawbridge und Angel Adoree, sind ein verheiratetes Paar, das selbst ein französisches Schloss renovierte.
Die beiden Paare trafen sich auf dem Schloss von Dick und Angel, wo Erin nützliche Ratschläge und Tipps erhielt. Außerdem konnte das Pärchen so Erfahrungen mit Gleichgesinnten austauschen. Der Fernsehauftritt sorgte für eine höhere Aufmerksamkeit und brachte Erin und JB einen neuen Kundenstrom. Außerdem wurde vermehrt in Zeitungen über das Paar berichtet. Für die beiden war es die perfekte Publicity.
20. Das Schloss, wie es heute ist
Das Château de Bourneau ist heute für den Betrieb geöffnet. Erin und JB haben die Einnahmen der Gäste für sich und die Rekonstruktion des historischen Gebäudes aufgeteilt. Das Schloss hat eine eigene Website und Instagram, von denen letzteres Tausende von Fans hat. Die Geschichte von Erin und JB kann man in der Show Escape to the Chateau verfolgen.
Es war ein langer und harter Weg, bis zum Ziel, aber die beiden haben niemals aufgegeben. Sie steckten all ihr Geld, ihre Zeit und ihre Liebe in die Renovierung dieses Schlosses. Und die harte Arbeit und Mühe haben sich gelohnt. Es ist wirklich schön zu sehen, wenn jemand seinen Traum verwirklicht. Wir wünschen dem Paar alles Gute für ihren weiteren Lebensweg.