Die Realität hinter dem echten Jack und der Titanic

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Welche Passagiere fallen Ihnen ein, wenn Sie an die Titanic denken? Vermutlich sind die ersten verunglückten Menschen, die Ihnen einfallen, Jack und Rose. Leonardo DiCaprios Rolle in dem historischen Romantik-Drama war jedoch frei erfunden. John Borland Thayer III, auch bekannt als Jack, war ein echter Titanic Held.

Europa im Jahr 1912. Thayer war mit seiner Familie in Berlin im amerikanischen Generalkonsul zu Gast. Seine Familie ist sehr wohlhabend, ein luxuriöses Leben war ihm keinesfalls fremd. Als er an Bord der Titanic ging, war er erst 17 Jahre alt. Doch es stellt sich heraus, dass seine wahre Geschichte genauso herzzerreißend und tiefgründig ist. Er ist ein wahrer historischer Held.

1. Wer hatte bessere Überlebenschancen? Jack oder Thayer?

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Wer Titanic gesehen hat, weiß, dass Jack die dritte Klasse besetzte. Thayer hingegen war in der ersten Klasse und sollte einen Vorteil gehabt haben. Während Jack mit 709 weiteren Fahrgästen in der dritten Klasse saß, genoss John die erste Klasse, wo sich lediglich 319 Passagiere aufgehalten haben. Von 710 Fahrgästen sind 536 mit dem Schiff zugrunde gegangen.

In der ersten Klasse haben 120 Personen ihr Leben verloren. Wenn Sie diese Zahlen miteinander vergleichen, sehen Sie sofort, dass der Unterschied enorm ist. Die Szene, in der Jack das Tor eingeschlagen hat, ist frei erfunden. An Bord der echten Titanic gab es eine brenzlige Situation, die wohl als Inspiration diente.

2. Woher stammte wohl die Inspiration für Jack?

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Einige Charaktere sind aufgrund oder basierend auf Erzählungen überlebender entstanden. Neben Interviews mit der Presse gab es auch Niederschriften von Überlebenden. Einzelne Passagiere, die im Film an Bord die dritte Klasse besetzt hatten, sind der Realität nachgeahmt. Der Regisseur könnte von Thayers traumatischer Vergangenheit inspiriert worden sein.

Das tragische Unglück war für Thayer ein sehr einschneidendes, einprägsames Ereignis. Jack Thayer veröffentlichte sein Buch The Sinking of the S.S. Titanic 38 Jahre nach dem Unglück. Um die Geschichte hinter der Titanic und der erfundenen Rolle sowie der realen Person besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, was überhaupt zum Untergang des Schiffes geführt hat. Was führte zum Untergang der Titanic?

3. Erstklassiges Ambiente auf dem damals größten Schiff der Welt

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Im Mai 1911 wurde die Titanic auf den Markt freigegeben, fast ein Jahr später kam es bei der Jungfernfahrt zu einem historischen Drama. Die Titanic war zu diesem Zeitpunkt das größte Schiff der Welt, ein wahrhaftiges Wunder der Technik. Die erste Klasse hatte eine extravagante und luxuriöse Ausstattung.

Am Tag der Tragödie gab es ein außergewöhnliches Menü: Entenküken, Gänseleber und als Highlight Pfirsiche in Chartreuse-Gelee. Wer weiß, vielleicht hat Thayer sogar davon gespeist. In der dritten Klasse war das Essen natürlich nicht so ausgefallen. Für die Gäste der dritten Klasse gab es Roastbeef und Obst. Immerhin etwas! Damals wurde häufig Mitbringen von eigenem Essen von Passagieren der dritten Klasse erwartet.

4. In der dritten Klasse des Schiffs war weniger Luxus angesagt

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Die Passagiere der dritten Klasse hatten zwar Essen bekommen, jedoch teilten sich 710 Personen zwei Bäder! Bevor die Titanic ablegte, gab es kein Rindfleisch. Der Abfahrtsort Southampton war nicht weit von der französischen Stadt Cherbourg und über den Ärmelkanal erreichbar. Das endgültige Ziel der Reise: New York City.

Thayer ging, genauso wie Jack im Film, in Southampton an Bord des Schiffes. Im Buch A Survivor’s Tale mit der Einleitung von Lorin Stein schrieb er: „Mein Vater, John B. Thayer, zweiter Vizepräsident der Pennsylvania Railroad, meine Mutter, Marian Longstreth Morris Thayer, das Dienstmädchen meiner Mutter, Margaret Fleming, und ich waren alle in einer Gruppe, die von Southampton aus 1. Klasse segelte.“

5. Die Ruhe vor dem Sturm

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Bevor die Titanic den Atlantik überquerte, gab es noch einen letzten Stopp in Irland. Am Hafen von Queenstown sind sieben Menschen von Bord gegangen. Thayer war sehr aufgeregt an dem Tag, als er an Bord ging. Der 17-jährige ahnte nicht, welche Tragödie ihn ereilen würde. Im Nachhinein hatte er es sicher bereut, an Bord des enormen Liners gegangen zu sein.

Jack Thayer war überall unterwegs. Seine Kabine war neben der seiner Eltern auf der Backbordseite des C-Decks. Seine Mutter war auf einem anderen Rettungsboot als er. Sein Vater blieb zurück. Und verschwand mit 1513 anderen Personen und dem gewaltigen Schiff in den Tiefen des Nordatlantiks. Er hatte seinen Vater verloren.

6. Was steckt hinter dem Untergang der Titanic?

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Die Offiziere wurden bereits mehrmals über Funk vor treibenden Eisbergen gewarnt. Daraufhin wurde ein Korrekturpunkt angesteuert. Der Korrekturpunkt wurde etwas zu spät angesteuert. Das Schiff drehte sich südlich. Die Besatzung wusste bereits im Vorhinein, dass das Treibeisfeld in Richtung Süden größer ausgedehnt war und mehr Umfang hatte als in den Jahren zuvor.

Die Crew an Bord erhielt nicht alle Warnungen per Funk und nicht jeder hatte dieselben Informationen und Warnungen bekommen. Dadurch wussten sie nicht die exakte Position des herannahenden Eisbergs, mit dem das Schiff schließlich kollidierte. Hätten alle Offiziere dieselben Eisbergwarnungen und Information erhalten, hätten sie wohl erkannt, dass sie an diesem Abend in ein Treibeisfeld geraten würden.

7. Eine Wende hinter der Geschichte von J. Dawson

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Auf der echten Titanic gab es wirklich einen J. Dawson. Jedoch war sein Vorname Joseph. Wenige Tage vor der Jungfernfahrt hatte er sich für einen Job als Trimmer auf dem Schiff gemeldet. Trimmer waren dafür zuständig, Kohle zu den Heizern zu tragen, diese versorgten die Öfen des Schiffs. Dies war körperlich anstrengende und schmutzige Arbeit.

Die Trimmer mussten die Kohle so sorgfältig stapeln, dass das Schiff stets im Gleichgewicht blieb. Sie arbeiteten im unteren, inneren Teil des Schiffs. Zum Zeitpunkt des Untergangs war Joseph nicht im Dienst. Doch das hat ihn leider auch nicht gerettet. Joseph war damals 23 Jahre alt. Bis heute erinnert ein Grabstein in Kanada an ihn.

8. Gemeinsamkeiten zwischen den Dawsons

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Wahrscheinlich war Joseph nicht rechtzeitig am Deck des Schiffs angelangt. Die Rettungsboote waren bis zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon losgelassen worden. Also musste er wohl oder übel ins Wasser springen. Wenige überlebten den Sprung ins eiskalte Wasser. Als seine Leiche geborgen wurde, wurde er einfach „Body 227“ genannt.

Bis eine Karte der National Sailors and Firemen’s Union in einer seiner Taschen gefunden wurde. Dadurch konnte seine Identität enthüllt werden. Sowohl der echte, als auch der fiktive Dawson ließen ihr Leben am Abend des 14. April 1912. Joseph wuchs genauso wie Jack in einem eher bescheidenen Zuhause auf. Beide hatten in den Neunzigern des 19. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickt.

9. Jack und Joseph gingen beide mit der Titanic zugrunde – Was unterscheidet die beiden voneinander?

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Joseph war ein Besatzungsmitglied. Jack hingegen war als Passagier an Bord des Schiffs. Kurz bevor das Schiff in See stach, gewann er die Seereise bei einem Pokerspiel. Die beiden haben viel gemeinsam, deshalb ist es auch so schwer, Fakten von Fiktion zu trennen. Im Jahr 1997 kam der Film Titanic erstmals in die Kinos. Vielen war und ist bis heute nicht bewusst, was daran Fakt und was Fiktion ist.

Deshalb bekam Joseph Dawson’s Grab nach Erscheinen des Kinofilms jede Menge Aufmerksamkeit. Bewunderer hinterließen jede Menge Blumen, Fotos und weitere kuriose Andenken wie Hotelschlüssel an der Grabstätte. Laut James Cameron wurde Leonardo DiCaprio’s Charakter zufällig nach einem echten Opfer benannt.

10. Der Hinterbliebene Jack Thayer teilte seine Sicht des Geschehens

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Thayer hinterließ einen detailgetreuen Bericht über die Tragödie. Er war wirklich gut mit Worten. Seine Memoiren waren sehr lebhaft, sodass man sich sehr gut in seine Situation hineinfühlen kann. Als sie in See stachen, war eine glasklare Nacht, die Sterne leuchteten grell vom Himmel, der Mond war nicht zu sehen.

Seine Worte waren: „Es war die Art von Nacht, die einen froh macht, am Leben zu sein.“ Bevor er sich in seine Kabine zurückzog, war das Meer so ruhig wie nie. Er erwartete einen erholsamen Schlaf, wie in den Nächten zuvor. Doch kurz vor Mitternacht trat das Desaster ein. Das Schiff kollidierte mit dem Eisberg und prallte mehrmals dagegen.

11. Was geschah in dieser Nacht?

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Der Schiffsrumpf hatte sechs Risse! Thayer bekam alles mit, er wollte gerade zu Bett gehen, als er plötzlich leicht zu schwanken begann. Er spürte, wie sich das Schiff plötzlich sanft nach Backbord drehte. Innerhalb kürzester Zeit stoppten die Motoren. Draußen hörte man Leute rennen, doch der Junge war sich seiner Situation noch nicht bewusst.

Er zog sich gemütlich an und teilte seinen Eltern mit, dass er sich das vermeintliche Spektakel vom Deck aus ansehen wollte. Dort angekommen war sein Vater auch gleich zur Stelle und sie erfuhren von einem Besatzungsmitglied, was passiert war. Im selben Augenblick bemerkte er, wie sich das Schiff langsam in Richtung Steuerbord neigte.