In einem indischen Dorf stellte eine Bauer neugierig eine Kamera auf, um seine Tiere vor einem gefährlichen und hungrigen Raubtier zu schützen, das in die Stadt gedrungen war. Doch er sollte nicht ahnen, was er zu Gesicht bekommen würde.
Dass die Geschichte schon etwa ein Jahr vorher begann, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht. Was danach passierte, raubte jedem den Atem. Keiner konnte mit einer so kuriosen Wendung rechnen. Und so nahm die bizarre Geschichte ihren Lauf.
Gefahr naht
Nachdem ein indischer Bauer im Staat Gujarat – ein westlicher Staat Indiens mit vielen Wiesen und Bauern – einen Leoparden um seinen Hof schleichen sah, musste er etwas tun. Er wollte seine Tiere schützen und installierte eine Kamera, um dies zu gewährleisten.
Was er dann sah schockierte ihn sehr. Er lief nach Hause und musste das Gesehene direkt seiner Familie zeigen. Die Geschichte hatte Auswirkungen auf ihn und seine ganze Familie.
Er schlägt zu
Im Juni 2002 wurde das Dorf Antoli vor ein Problem gestellt. Das von dichtem Wald umgebene Bauerndorf wurde von einem Leoparden heimgesucht. Aus Tagen wurden Wochen und immer mehr Kleintiere fielen dem Raubtier zum Opfer.
Da die Dorfbewohner über keine Waffen verfügten, konnten sie nicht auf die Jagd gehen und so trieb das Wildtier weiter ungehindert sein Unwesen. Der Leopard hielt sich bevorzugt in den dichten und hochbewachsenen Zuckerrohrfeldern rund um das Dorf auf, schlug schnell zu und verschwand dann wieder. So wurde er zum immer größeren Problem für die Dorfbewohner.
Tierische Wachen
Nach der Ermordung vieler Kleintiere legten die Dorfbewohner sich Wachhunde zu. Zum Schutz für ihre Familien und ihr Eigentum. Doch der Leopard ließ sich davon nicht stoppen. Er sah die neuen Tiere eher als Einladung und verspeiste sie zum Dessert.
Die Dorfbewohner bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Sie kannten keine Sicherheit mehr. Das Tier konnte jederzeit auftauchen und wie lange würde es dauern, bis es auch Dorfbewohner und Kinder anfiel?
Was würde als nächstes geschehen?
Nachwuchs?
Die Dorfbewohner fanden heraus, dass das Tier weiblich war. Doch war es weiterhin alleine oder versteckte sich im dichten Zuckerrohr auch noch seine Nachwuchs? Als die Überfälle immer häufiger wurden, stellten sich die Dorfbewohner immer mehr Fragen. Die jungen Leute warteten auf ihren Einsatz. Wollte jemand Mut beweisen und nachschauen, wie die Antwort auf diese Frage war?
Es sollte vorsichtig geplant werden, da es hier um Leben und Tod ging. Leider waren die Versuche erfolglos und es konnte nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob der Gepard alleine handelte. Also wurde das Tier zum Abschuss freigegeben. Nachdem die öffentlichen Beschwerden überhandnahmen, sahen sich die Behörden gezwungen, einzugreifen. Ihr Plan war eine Falle, das Tier wurde umzingelt und gefangen und endlich konnte das Dorf wieder aufatmen.
Freilassung
Nachdem man sich für eine Herangehensweise entschieden hatte, wurde der Leopard weit vom Dorf entfern freigelassen. Diese Variante schien am humansten und gefiel den meisten Menschen. Es wurde ein unschuldiges Leben verschont und das Weibchen konnte weiter in Freiheit leben.
Doch ein Jahr später der Schock!
Der Leopard war zurück und hielt sich nicht länger im Schatten der Felder auf. Er sprang über die Dächer des Dorfes und zeigte keine Angst mehr vor den Dorfbewohnern. Als ob seine Scheu einfach so verschwunden wäre. Sinnte das Tier etwa auf Rache? Was war zu tun? Wieso geschah nun alles wieder aufs Neue?
Oder war etwas faul?
Nach genaueren Beobachtungen schien es sich doch um ein kleineres Tier zu handeln. Und im Allgemeinen benahm es sich doch etwas anders als das Tier von vor einem Jahr. Es wurde vermutet, dass es sich um den Nachwuchs des ausgesetzten Weibchens handelte, der sich irgendwie alleine durchgeschlagen hatte.
Eine Familie am Dorfrand sah das Tier sehr häufig. Sie hatten zunächst große Angst, doch das Tier tat ihnen scheinbar nichts. Es lief nur immer wieder in den Stall zu den Kühen und der Bauer wollte wissen, was dort los war.
Verrückte Geschichte
Der Bauer folgte dem Leoparden, obwohl er wusste, dass dies nicht ratsam war. Doch was er dann sah, war so verrückt, dass er es nicht glauben konnte. Es verstieß gegen alle Gesetze der Natur und stellte, was er bisher gewusst hatte, auf den Kopf. Er folgte dem Leoparden nun öfter und sah jeden Abend das gleiche Schauspiel zwischen Kuh und Gepard.
Nach seinem Besuch fehlte keins der Tiere und es gab auch keine Verletzten. Als er den Behörden schilderte, was sich im Stall zutrug, lachten diese ihn aus, da sie dachten, es handle sich um einen Scherz. Daher packte er sich die Kamera und installierte sie kurzerhand, um das Gesehene zu dokumentieren.
Wiederholungstäter
Mittlerweile hatte die Geschichte sich herumgesprochen und so kamen die Polizisten nun doch zum Stall, um sich mit eigenen Augen zu vergewissern.
Sie sahen einen großen Leoparden, der sich Zutritt zum Stall verschaffte. Die Bullen wurden panisch und laut, doch das kümmerte ihn nicht weiter. Er suchte sich zielstrebig seinen Weg zu einer Kuh im hinteren Bereich des Stalls.
Dort legte er sich hin und schmiegte sich an sie, was sie nicht einmal zusammenzucken ließ. Daraufhin begann die Kuh ihn abzuschlecken und der Leopard fing an wie eine Hauskatze laut zu schnurren. Dieses ungewöhnliche Paar machte schnell Schlagzeilen und immer mehr Dorfbewohner kamen es sich im Stall anschauen. Das schien die Zwei nicht zu stören.
Erklärungen
Dem Jungtier war durch die Dorfgemeinschaft die Mutter genommen worden und so hatte es sich scheinbar einen Ersatz gesucht. Und dies war so weit gegangen, dass es alle Instinkte der Tierwelt auf den Kopf stellte. Für den Bauern war es ganz in Ordnung einen Dauerbesucher zu haben. Doch seine Frau sah das anders und hatte doch Angst vor den vermeintlichen Konsequenzen.
Was, wenn das Tier doch einmal jemanden angriff? Was, wenn er ihrer Familie etwas antat? Die Weisen des Dorfes wurden um Rat gefragt und auch sie verwiesen auf die möglichen Gefahren des im Dorf lebenden Raubtieres. Also wurde ein neuer Plan geschmiedet, um das Tier einzufangen und wegzubringen.
Ein Plan wird in die Tat umgesetzt
Um den Leoparden davon abzuhalten doch noch Jagd auf Kinder und Dorfbewohner zu machen, stellte man einen Käfig mit einer Lockziege auf. Doch der Leopard schien zu wissen, was man vorhatte und umrundete den Käfig misstrauisch. Auch die Ziege ließ er, wo sie war.
So wurde ein neuer Plan ersonnen, doch auch jetzt war das Tier wieder einen Schritt voraus und verließ das Dorf freiwillig. Plötzlich berichteten Nachbardörfer von der Sichtung des Räubers und gefressenen und verschwundenen Tieren. Der Bauer fand seine Kuh traurig vor und fragte sich, ob er richtig gehandelt hatte.
Abschied für immer
Der Bauer band seine Kuh eines Abends vor dem Stall an und tatsächlich kam der Leopard ein letztes Mal, um sich zu verabschieden. Er bleibe lange und es sah fast so aus, als würden die beiden Tiere sich angeregt unterhalten. Danach sahen ihn die Dorfbewohner nie mehr wieder.
Ein später befragter Wildtierexperte konnte sich das unnatürliche Verhalten des Raubtieres nur so erklären, dass er als Jungtier sehr früh von der Kuh gefunden wurde und so gegen seine angeborenen Instinkte an dieser so entstandenen Beziehung arbeitete und festhielt. Seither wird diese Geschichte als Geschichte der Liebe zur Natur und als Geschichte der im Tierreich möglichen Liebe weitererzählt. Sie ist ein Sinnbild dafür, dass es manchmal einfach schöner ist, gemeinsam zu kämpfen