Stell dir vor, ein Zeitreisender aus der Zukunft würde unsere heutige Medizin betrachten – er wäre wahrscheinlich schockiert über die primitiven Heilmethoden, die wir einst einsetzten. In ähnlicher Weise können wir uns heute nur schwer vorstellen, wie manche „medizinische Fortschritte“ vergangener Zeiten einst als bahnbrechend galten.
Die Wissenschaft und Forschung waren damals noch nicht so fortgeschritten wie heute. Wenn wir einen Blick auf die folgenden Beispiele werfen, wird schnell klar, wie froh wir sein können, in einer Ära der modernen Medizin geboren zu sein. Diese skurrilen und manchmal sogar gefährlichen Methoden waren einst ernsthafte Ansätze zur Heilung von Krankheiten und Leiden, aber heute lassen sie uns oft schaudern.
1. Das Anti-Masturbationskorsett
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Masturbation als Ursache vieler gesundheitlicher Probleme angesehen. Es herrschte die Überzeugung, dass Selbstbefriedigung zu Gehirnerweichung, Haarausfall, Muskelschwund, Wachstumsstörungen und einer Vielzahl anderer Beschwerden führen könne. Um der „Selbstbefleckung“ entgegenzuwirken, wurden erzieherische Maßnahmen ergriffen, und in einigen Fällen griff man zu drastischeren Mitteln.
Ein Beispiel dafür ist dieses Korsett, das entwickelt wurde, um zu verhindern, dass die Geschlechtsorgane berührt werden können. Die Sinnhaftigkeit und Hygiene dieser Maßnahme sind jedoch stark anzuzweifeln. In der heutigen Zeit erscheinen solche Vorstellungen über Masturbation und deren Auswirkungen auf die Gesundheit absurd und überholt.
2. Der Vibrator gegen weibliche Hysterie
Bis zur vorletzten Jahrhundertwende herrschte die Überzeugung, dass Gebärmuttererkrankungen alleinstehende Frauen zu hysterischem Verhalten zwangen. In dieser Zeit wurden zwei Lösungen propagiert: Entweder wurden sie verheiratet oder es wurde ein „Manipulator“ verschrieben.
Dieser „Manipulator“ war im Grunde nichts weiter als ein Vibrator, der von Ärzten unter ärztlicher Aufsicht verwendet wurde, um Frauen zum Orgasmus zu führen und sie zu beruhigen. Diese Praxis mag heute seltsam erscheinen, aber sie spiegelt die damaligen medizinischen Ansichten und gesellschaftlichen Normen wider, die sich seitdem erheblich weiterentwickelt haben. Heutzutage betrachten wir solche Ansichten und Methoden als überholt und nicht mehr zeitgemäß.
3. Das Tabakklistier
Es mag unglaublich klingen, aber bis vor wenigen Jahrzehnten glaubte man tatsächlich, dass Rauchen gesund sei. Um die vermeintlichen heilenden Kräfte des Tabakrauchs maximal auszuschöpfen, wurde im 18. Jahrhundert das Tabakklistier entwickelt. Mit diesem ungewöhnlichen Gerät konnte der Rauch mithilfe eines Blasebalgs direkt in den Darm eines Patienten geleitet werden.
Man hoffte, dass dies gegen Darmparasiten helfen und sogar scheinbar leblose Menschen wiederbeleben würde. Diese fragwürdige Praxis sah vor, dass der Rauch dem Patienten normalerweise eine volle Stunde lang ununterbrochen zugeführt wurde. Rückblickend erscheint diese Vorstellung von den vermeintlichen gesundheitlichen Vorteilen des Rauchens äußerst befremdlich und widersprüchlich zu unserem heutigen Wissen über die schädlichen Auswirkungen des Tabakkonsums.
4. Die Drehmaschine für psychisch Kranke
Um das Jahr 1806 herum entwickelte der englische Psychiater Joseph Mason Cox den sogenannten „Cox’s Swing“. Dabei handelte es sich um einen Stuhl, der an Seilen aufgehängt war und nach hinten geneigt werden konnte, wodurch er Geschwindigkeiten von bis zu 100 Umdrehungen pro Minute erreichen konnte. Diese ungewöhnliche Einrichtung sollte dazu dienen, psychisch kranke Patienten zu therapieren.
In der Praxis führte die Positionierung und Drehung des Stuhls jedoch dazu, dass die Patienten desorientiert und eingeschüchtert wurden, begleitet von starkem Schwindel und Erbrechen. Es ist schwer nachvollziehbar, wie diese Methode irgendjemandem helfen sollte. Dennoch waren solche Maschinen zu dieser Zeit weit verbreitet und spiegeln die damaligen medizinischen Vorstellungen und Praktiken wider, die sich seitdem erheblich weiterentwickelt haben.
5. Die Lobotomie
Das Leben in der Psychiatrie wurde für Patienten in der Vergangenheit keineswegs leichter. In den 1930er Jahren entwickelte der US-amerikanische Neurologe Walter Freeman eine Methode zur Massendurchführung von Lobotomien. Bei dieser schockierenden Prozedur wurde ein Eispickel durch die Augenhöhle gestochen, und durch Drehen, Bohren und Stochern wurde ein Teil des Gehirns der Patienten zerstört.
Dieser drastische Eingriff sollte angeblich Menschen mit Schizophrenie, Alkoholismus, Depressionen und sogar Gefängnisinsassen helfen oder sie ruhigstellen. Bis zu seinem Verbot in den 1960er Jahren führte Freeman mehr als 3.500 solcher Operationen durch, teilweise öffentlich und auf Tournee in einem Wohnwagen. Die Folgen waren oft schwerwiegende Behinderungen bei den Patienten, die bis zur völligen Teilnahmslosigkeit reichen konnten. Trotzdem konnte Freeman aufgrund der Einsparungen für Kliniken und den Staat viel zu lange praktizieren.
6. Fazit
In Anbetracht unserer heutigen medizinischen Fortschritte und Kenntnisse können wir uns nur schwer vorstellen, wie primitiv und skurril einige Heilmethoden vergangener Zeiten waren. Wenn wir uns vorstellen, ein Zeitreisender aus der Zukunft würde unsere Medizin betrachten, würde er wahrscheinlich schockiert sein über die damaligen Ansätze.
Die begrenzten wissenschaftlichen Erkenntnisse und die eingeschränkte Technologie führten zu Methoden, die heute als gefährlich und absurd erscheinen. Diese Beispiele erinnern uns daran, wie weit die moderne Medizin gekommen ist und wie dankbar wir sein können, in einer Zeit zu leben, in der wir von sichereren und effektiveren medizinischen Praktiken profitieren können.