In Israels Wüste haben Archäologen ein altes Gemälde des Antlitzes Jesu Christi entdeckt

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Die Arbeitsbedingungen hier sind sehr extrem. Es herrscht eine brütende Hitze. Die Sonne brennt und Emma Maayan-Fanar braucht einen Unterschlupf. Die Kunsthistorikerin betritt eine alte Kirche, um sich zu akklimatisieren. Doch als sie an die Decke blickt, entdeckte sie etwas Erstaunliches. Es ist ein beschädigtes und beschmutztes Gemälde.

Es zeigt unverkennbar das Antlitz Jesu Christis. Diese zufällige Entdeckung könnte unser Wissen über Kunst verändern. Emma forscht gerade in Israel. Bei dem Gemälde handelt es sich also um ein religiöses Relikt. Israel ist nicht nur der Geburtsort des Christentums. Auch das Judentum und der Islam haben hier ihre Wurzeln. Diese Glaubensrichtungen werden als „Abrahamiker“ bezeichnet. Sie verehren einen Mann namens Abraham.

1. Israel als Ursprung verschiedener Glaubensrichtungen

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Abraham hat Jahrtausende vor Christus gelebt. Juden- und Christentum haben viele Gemeinsamkeiten. Die als Tanakh bekannten jüdischen heiligen Schriften sind beispielsweise Grundlage des Alten Testamentes. Jesu, der Retter der Christen war selbst Jude. Die erste nicht biblische Erwähnung der Nation ist ägyptisch und stammt aus der Zeit um 1230 vor Christus.

Ungefähr 1000 vor Christus wurde ein israelisches Königreich unter König David vereint. Dessen Sohn Salomon baute den Tempel, der dazu beitrug, Jerusalem als heiliges Zentrum zu festigen. Das Land gelinde ausgedrückt eine wechselhafte Vergangenheit. Ursprünglich war es eine römische Provinz. Dann fiel es unter das Byzantinische Reich und wurde anschließend vom expandierenden muslimischen Kalifat erobert.

2. Ständige Konflikte zwischen den Religionen

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In den folgenden Jahrhunderten wurden in Israel unzählige Konflikte zwischen europäischen Christen und Muslimen ausgetragen. Beide beanspruchten das „Heilige Land“ für sich. 1948 wurde schließlich der unabhängige Staat Israel, und damit das einzige mehrheitlich jüdische Land der Welt gegründet. Dies hat allerdings auch eine Reihe der Palästinenser aus dem Land vertrieben.

Die meisten davon waren Muslime. Israel ist immer noch ein Ort, an dem Konflikte unter den Religionen aufkochen. Die Negev-Wüste, wo das Jesus Gemälde gefunden wurde, liegt im Süden des Landes und umfasst sowohl israelische, als auch palästinensische Gebiete. Die Fläche bedeckt 4.700 Quadratmeilen, darunter ca. 60 % des von Israel beanspruchten Gebietes.

3. In der Negev gab es sogar Niederschläge

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Der Name der Wüste geht höchstwahrscheinlich auf das hebräische Wort „trocken“ zurück. Die Negev ist bemerkenswerterweise aber nicht vollständig trocken. In einem Teil der Wüste hat es ausreichende Niederschläge gegeben. Genug um in Teilen des Gebietes Getreideanbau zu ermöglichen. Ein Teil der Negev wurde zu landwirtschaftlichen Zwecken bewässert.

Einst war die Wüste besetzt. Aus alten Auszeichnungen geht hervor, dass hier vor Jahrtausenden Menschen gelebt haben. Alter Stämme, wie die edomitischen und kanaanitischen Völker ließen sich hier nieder und ihre vorherige nomadische Existenz hinter sich. Die große Zivilisation des alten Ägyptens hat dazu beigetragen, den Bergbau in der Region zu entwickeln.

4. Abraham hat hier sein Vieh gehütet

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Am wichtigsten für die religiöse Bedeutung Israels ist, dass sowohl das Judentum als auch das Christentum die Negev als Heimat Abrahams ansehen. Abraham selbst und seine Nachfolger, die religiösen Patriarchen Isaac und Jacob, sollen hier ihr Vieh gehütet haben. Heute sind hier mehrere Städte entstanden sowie jüdische und beduinische Einwohner zu Hause.

Letztere stammen von Menschen ab, die vor etwa 7.000 Jahren durch die Wüste streiften. Da die Wüste eine so lange Geschichte hat, ist sie archäologisch von größter Bedeutung. Hier wurden bereits wichtige Entdeckungen gemacht. Darunter das bereits erwähnte Gemälde von Jesus Christus. Es soll im 6. Jahrhundert nach Christus entstanden sein. Israel war zu dieser Zeit Teil des Byzantinischen Reiches.

5. Teilung des Römischen Reiches

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Das Römische Reich wurde 364 nach Christus in zwei Teil geteilt. Die westliche Hälfte wurde durch die Invasion der Barbaren verwüstet. Der östliche Teil sollte noch weitere Tausend Jahre stark von der römischen Kultur beeinflusst werden. Seinerseits war dieser Teil als Oströmisches Reich bekannt. In der Neuzeit hat sich die Bezeichnung Byzantinisches Reich durchgesetzt.

Byzanz selbst war einst eine antike griechische Kolonie und wurde durch seine Lage am Bosporus zu einem Knotenpunkt zwischen Asien und Europa. Im Jahr 330 nach Christus gab der römische Kaiser Konstantin der Siedlung eine bedeutende Stadt. Konstantinopel wurde zum Zentrum des Byzantinischen Reiches. Heute ist Konstantinopel die jedem bekannte türkische Stadt Istanbul.

6. Das byzantinische Reich wurde als göttliche Schöpfung angesehen

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Das Christentum hat eine wichtige Rolle für das byzantinische Volk gespielt. Konstantin war der Kaiser, der das Christentum als Staatsreligion Roms institutionalisierte. Die Menschen des Oströmischen Reiches betrachteten sich im Allgemeinen auch als wahre Römer und glaubten, dass ihr Reich fast eine göttliche Schöpfung war.

Konstantin erklärte sich schließlich auch selbst zum Bischof für auswärtige Angelegenheiten. Damit war er ein religiöser Führer. Byzantinische Kaiser und Priester galten tatsächlich auch als weltliche Herrscher. Außerdem waren sie Oberhäupter der ostorthodoxen Kirchen. Das Byzantinische Reich fiel jedoch den Invasionen der osmanischen Türken zum Opfer. Das Osmanische Reich dauerte bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg an, dann wurden viele seiner Teilstaaten autonom.

7. Das ehemalige Dorf Shivta

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In der Folge wurde die Grundlage der heutigen Türkei und des Nahen Ostens durch den Fall der Osmanen gelegt. Das besagte Gemälde wurde im Dorf Shivta entdeckt. Das Dorf lag ursprünglich in der Wüste Negev an einem Handelsweg zwischen Ostarabien und der Mittelmeerküste. Es gehörte tatsächlich zu einer Reihe von Siedlungen, die heute die Weihrauchstraße bilden.

Die ersten Einwohner lebten hier ab ca. 100 vor Christus, als die Römer hier ankamen. Erst nach dem Aufstieg des Islam etwa 900 Jahre später brach die Siedlung zusammen. Christliche Pilger ließen sich hier jedoch immer noch nieder, als sie während der zweiten Hälfte der Existenz des Byzantinischen Reiches auf die Sinai-Halbinsel reisten.

8. Erst in den 1870er Jahren wurden die Überreste der Siedlung entdecckt

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Es war ungefähr zwischen 400 und 600 nach Christus, als das Dorf Shivta wirklich gedieh. Danach blieb das Gebiet jahrhundertelang praktisch unberührt. Erst viel später wurden die Ruinen der Siedlung gefunden. Die ersten archäologischen Ausgrabungen fanden hier in den 1870er Jahren statt. Der Orientalist Edward Henry Palmer hat die Überreste von Shivta entdeckt.

Im Jahr 1914 führte eine bedeutende Persönlichkeit namens T.E. Lawrence zusammen mit dem Archäologen C.L. Woolley in der Gegend eine wissenschaftliche Untersuchung durch. Dies war nicht nur die Grundlage für den Oscar-prämierten film „Lawrence von Arabien“, sondern brachte auch wichtige Erkenntnisse zum Sturz der Osmanen durch die arabischen Völker. Mittlerweile wurde Shivta zu UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

9. Die historische Bedeutung wird von der Welt wahrgenommen

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Israel hat hier einen Nationalpark errichtet, sodass die historische Bedeutung von der Welt eindeutig wahrgenommen wurde. Die Gelder für die jüngsten Ausgrabungen hier kamen sowohl vom Europäischen Forschungsrat, als auch von einer israelischen Organisation. In Shivta gibt es drei alte Kirchen. Jede davon hat das Potenzial mehr über das Christentum im Byzantinischen Reich zu offenbaren.

Das im Jahr 2017 gefundene Gemälde war nicht der erst große Fund, der in einer dieser ehemaligen Kultstätten gemacht wurde. Bereits fast hundert Jahre früher hatten Archäologen beobachtet, dass sich an einer Kirchendecke Gemälde befanden. Zu dieser Zeit wurden diese Werke jedoch nicht eingehend geprüft. Wahrscheinlich waren sie so hoch über dem Kirchenboden zu schwer zugänglich.

10. Noch nicht aktenkundiges Gemälde

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Während der Ausgrabungen im Jahr 2017 erkundete Emma Maayan-Fanar die Kirchen von Shivta genauer. Sie stolperte über ein Gemälde, das vorher nicht aktenkundig war. Mit einer Kamera wurden hochauflösende Aufnahmen der Stätte gemacht. Das 1.500 Jahre alte Gemälde scheint eine Taufszene zu zeigen. Höchstwahrscheinlich ist es Johannes der Täufer, der Jesus segnet.

Die Entdeckung ist von größter Bedeutung. Es gibt nur sehr wenige Gemälde von Jesus, die aus den Anfängen des Christentums stammen. Ab dem 8. Jahrhundert verbot das Byzantinische Reich für viele Jahre die Verwendung von religiösen Bildern in der Kunst. Die in Shivta gefundene Reliquie ist das einzige Bild der Taufe Jesu, das vor diesem Verbot entstanden ist.

11. Ein Fund von großer historischer und religiöser Bedeutung

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Die Art und Weise wie Jesus auf dem Gemälde dargestellt ist, verrät viel über die christliche Geschichte und die byzantinische Einstellung zur religiösen Kunst. Die Figur, von der angenommen wird, das sie Jesus darstellt ist kurzhaarig. Dies steht im Gegensatz zu der weit verbreiteten Vorstellung, dass Jesus lange Locken hatte.

Mit dem Fortschreiten der byzantinischen Kunst wurden solche Darstellungen von Jesus immer seltener. In der Bibel gibt es keine vollständige Beschreibung des Erscheinungsbildes Jesu Christis. Die verschiedenen Gesellschaften und Epochen haben die religiöse Figur auch unterschiedlich dargestellt. Johannes der Täufer ist auf dem Gemälde größer als Jesus dargestellt. Jesus erscheint dadurch jünger als sein Gegenüber auf dem Gemälde.

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Gänsehaut entsteht, wenn winzige Muskeln an der Basis jedes Haarfollikels sich zusammenziehen, wodurch die Haare aufgerichtet werden. Dies ist eine evolutionäre Reaktion auf Kälte oder emotionale Reize, die ursprünglich dazu diente, die Körperwärme zu erhöhen oder das Erscheinungsbild zu vergrößern, um Bedrohungen abzuwehren. Heute ist diese Reaktion meist ein Überbleibsel unserer tierischen Vorfahren.