Noch vor 50 Jahren war Fliegen etwas ganz besonderes, nur der Oberschicht vorbehalten und jedes Mal ein kleines Abenteuer. Heute ist Fliegen zur Normalität geworden – jeden Tag fliegen Millionen von Menschen rund um den Globus. Dabei machen sich die wenigsten Gedanken darüber, was im Hintergrund ihres Fluges abläuft. Es ist kein wirkliches Abenteuer mehr.
Es sei denn, man befindet sich auf einem Flug zu einem der folgenden Flughäfen. Es gibt auf der Welt noch einige Airports, bei denen, aufgrund ihrer Lage, geografischen Umgebung oder der vorherrschenden Windverhältnisse, jede Landung noch ein Abenteuer ist und die Piloten ihr Bestes geben müssen.
1. Lukla / Nepal: Tenzing Hilary Airport
Der Flughafen der nepalesischen Kleinstadt Lukla ist die Anlaufstelle für alle Reisenden, die den Mount Everest besteigen möchten. Doch nicht nur die Bergbesteigung ist gefährlich, sondern auch schon die Landung auf dem kleinen Flughafen.
Der Tenzing Hilary Airport befindet sich in einer Höhe 2842 Metern über dem Meeresspiegel und verfügt über eine gerade Mal 487 Meter kurze Start- und Landebahn. Diese ist direkt in die Bergflanke geschlagen, beginnt an einer steil abfallenden Kante und endet abrupt in eiern Steinmauer: durchstarten unmöglich!
Bei schlechtem Wetter kann es dann auch passieren, dass die Flüge ausfallen müssen und Lukla für Tage von der Außenwelt abgeschnitten wird.
2. St.Maarten / Karibik: Princess Juliana International Airport
Der Flughafen der Karibikinsel St. Maarten ist so gefährlich, dass er dafür Berühmtheit erlangt hat und der nur wenige Meter vom Beginn der Start- und Landebahn entfernte Strand nun jährlich tausende Besucher anzieht.
Über den berühmten Maho Beach fliegen die in St. Maarten landenden Flugzeuge in gerade einmal 10 bis 20 Metern Höhe hinweg. Das gibt den Besuchern das Gefühl, die Flugzeuge mit einem einfachen Sprung in die Luft bereits berühren zu können. In St. Maarten starten und landen teilweise auch sehr große Flugzeuge, unter anderem B747 und A340 die nach Europa fliegen.
Doch nicht nur die Landung ist in St. Maarten gefährlich: beim Start werden regelmäßig Sand und Steine aufgewirbelt, sodass es am Strand schon zu ernsthaften Verletzungen kam.
3. Saba / Karibik: Juancho E. Yrausquin Airport
Gar nicht weit, nur 45 Kilometer von einem anderen der gefährlichsten Flughäfen der Welt, dem Flughafen in St. Maarten, liegt der kleine Flughafen der Insel Saba. Und der hat es in sich: Die mit nur 400 Metern Länge extrem kurze Start- und Landebahn endet auf beiden Seiten abrupt an einem steilen Küstenhang, der direkt in das tosende Meer abfällt.
Aufgrund der exponierten Lage des Flugfelds kommt es darüber hinaus häufig noch zu starken und unvorhersehbaren Winden, die eine Landung auf dem Flughafen von Saba noch gefährlicher und schwieriger machen.
Der Juancho E. Yrausquin Airport wird nur von kleinen Propellerflugzeugen angeflogen, da größere Jets auf der kurzen Piste nicht landen können.
4. Madeira / Portugal: Cristiano Ronaldo Airport
Der Cristiano Ronaldo Airport der portugiesischen Atlantikinsel Madeira ist nicht nur einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt, sondern auch einer der Eigentümlichsten.
Im Jahr 2000 wurde die Start- Und Landebahn verlängert – was erstmal gut klingt. Doch diese Verlängerung fand auf einer Plattform statt, die wiederum auf 180 Stelzen in bis zu 60 Metern Höhe steht. Sollte das Flugzeug also einmal zu weit zu einer Seite abdriften, läuft es Gefahr, von der Start- und Landebahn direkt auf die darunter liegende Straße oder gar ins Meer zu stürzen.
Da der Flughafen direkt an einem steil abfallenden Küstenhang gebaut wurde, kommt es häufig zu sogenannten Fallwinden und Windscherung, die eine Landung sehr viel schwieriger machen als sie sonst wäre. Deswegen darf der Flughafen auch nur von Piloten nach einer besonderen Schulung angeflogen werden.
5. Tegucigalpa / Honduras: Toncontin Airport
Die Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes Honduras liegt inmitten eines malerischen Bergtals. Piloten, die den Toncontin Flughafen der Stadt anfliegen, können das Panorama jedoch nicht genießen, sondern müssen höchst konzentriert die Berge navigieren, die beinahe an das Ende der Start- und Landebahn heranreichen.
Kurz vor dem Aufsetzen müssen sie eine 45 ° Kurve fliegen und schlagartig an Höhe verlieren, um die Piste zu treffen. Dies sorgt bei Passagieren regelmäßig vor ploppende Ohren und umgedrehte Mägen.
Der häufige drehende Wind in der Umgebung des auf 1004 Metern über der Meeresoberfläche liegenden Flughafens stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Crew dar.
6. Paro / Bhutan: Paro International Airport
Der Anflug auf den Paro Airport in Bhutan könnte kaum schwieriger und herausfordernder sein: Um auf dem in 2225 Metern Höhe gelegenen Flughafen zu landen, müssen die Piloten ihre Flugzeuge durch ein enges und kurviges Bergtal manövrieren. An der Seite des Tales ragen bis zu 5486 Meter hohe Berge in Himmel. Bei Nebel oder tief hängenden Wolken ist eine Landung absolut unmöglich.
Kurz vor der Landung müssen die Piloten eine enge Kurve fliegen, einen Bergkamm überqueren und bekommen dann erst Sicht auf die Landebahn, auf der sie nur Sekunden später aufsetzen müssen.
Da der Anflug auf den Paro Airport durch ein so kurviges Tal führt, gibt es hier keinerlei Instrumentenlandesysteme – die Piloten müssen von Hand fliegen. Für diese herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe benötigen sie eine Sondergenehmigung.
7. Courchevel / Frankreich: Altiport de Courchevel
Für eine Landung auf dem Courchevel Altiport (er wird Altiport genannt, der er auf einer Höhe von 2007 Metern über dem Meeresspiegel liegt), haben die Piloten nur eine Chance. Die nur 537 Meter Lange und damit sehr kurze Landebahn hat eine Steigung von bis 18,66 %, das heißt die Piloten landen auf einer schrägen Ebene. Ein Durchstarten ist hier nicht möglich.
Beim Starten schießen die Flugzeuge dann wiederum den Gradienten nach unten und gewinnen sehr schnell an Geschwindigkeit. Am Ende der Bahn beim Startlauf befindet sich eine steil Abfallende Bergflanke, weshalb ein rechtzeitiges Abheben überlebenswichtig ist.
Vor einigen Jahren wurde der Flughafen noch im Linienbetrieb mit kleineren Propellerflugzeugen angeflogen. Heute landen auf dem Courchevel Altiport nur noch Privatflugzeuge und Hubschrauber.
8. Gibraltar / Iberische Halbinsel: Gibraltar Airport
Der Flughafen der britischen Exklave Gibraltar, im Süden Spaniens gelegen, ist wohl einer der extremsten Flughäfen in Südeuropa. Nicht nur, dass aufgrund der Lage zwischen der Straße von Gibraltar und dem Gibraltar Rock hier sehr schwierige Windverhältnisse herrschen – es führt auch noch eine öffentliche Straße direkt über das Flughafengelände.
Die Winston Churchill Avenue kreuzt die Start- und Landebahn des Flughafens und stellt die einzige Verbindung von Gibraltar nach Spanien dar. Solch eine Kreuzung von Straße und Flughafen gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.
Für jeden Start und jede Landung wird die Straße mithilfe von Ampeln, Schranken und Sicherheitspersonal so lange geschlossen, bis die Flugzeuge sicher gestartet sind oder ihr Gate erreicht haben. Da die Fläche Gibraltars sehr begrenzt ist, kann keine andere Straße gebaut werden, um die Winston Churchill Avenue zu ersetzen.
9. St. Barth / Karibik: Aéroport Rémy de Haenen
Wer einmal auf dem Aéroport Rémy de Haenen auf der malerischen Karibikinsel St. Barth gelandet ist, wird dieses Event wohl nie wieder vergessen. Nicht nur, dass die Start- und Landebahn mit ihrer Länge von nur 646 bereits eine Herausforderung für jeden Flugzeugführer darstellt: kurz vor Landung muss ein Hügel überflogen werden.
Kurz hinter dem Hügel beginnt die Start- und Landebahn bereits, weshalb dieser in geringer Höhe und mit nur sehr niedriger Geschwindigkeit überflogen wird. Direkt nach dem Überflug müssen die Piloten ihr Flugzeug dann quasi auf die Landebahn fallen lassen, um noch vor deren Ende zum Stehen zu kommen.
Über den Hügel verläuft außerdem eine Straße. Schilder weisen auf die niedrig fliegenden Flugzeuge hin, die hier eine Gefahr für Autos und Fußgänger darstellen. Es kam an dieser kritischen Stelle auch schon zu Unfällen zwischen Flugzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern.
10. Narsarsuaq / Grönland: Mittarfik Narsarsuaq
Im Süden Grönlands liegt der internationale Flughafen von Narsarsuaq. Da es hier recht wenig Flugbetrieb gibt, bekommen die Piloten hier keinerlei Unterstützung von der Flugsicherung oder Landesystemen, der Luftraum rund um den Flughafen ist unkontrolliert. Das bedeutet, dass die Piloten bei der Landung ganz auf sich allein gestellt sind.
Da sich der Flughafen von Narsarsuaq in einem engen Gletschertal befindet, dürfen Flugbewegungen nur bei sehr guten Sichtbedingungen durchgeführt werden. Gestartet werden darf sogar nur bei Tageslicht, ab der Dämmerung müssen alle Flugzeuge am Boden bleiben und es darf nur noch gelandet werden.
Zu allen diesen Erschwernissen kommt auch noch das harsche Klima Grönlands hinzu. Bei eisigen Temperaturen ist die Start- und Landebahn nicht selten von Eis und Schnee überzogen.
11. Gisborne / Neuseeland: Gisborne Airport
Der Gisborne Airport in Neuseeland stellt ganz besondere Anforderungen an die Piloten, die hier landen wollen. Da ist zunächst die mit 1310 Metern für einen Verkehrsflughafen immer noch recht knapp bemessene Start- und Landebahn, die bei jeder Landung hohe Präzision erfordert.
Doch das eigentlich Besondere am Gisborne Airport ist die Eisenbahnlinie von Gisborne nach Palmerston North, die dessen Start- und Landebahn kreuzt. Deswegen müssen alle Flugbewegungen genau mit der Eisenbahngesellschaft von Neuseeland koordiniert werden, da ein Zusammenstoß von Flugzeug und Zug in einer Katastrophe enden würde.
Der Flughafen von Gisborne wird mehrfach täglich von Air New Zealand mit mittelgroßen Propellermaschinen angeflogen.
12. Svalbard / Norwegen: Svalbard Airport
Der Flughafen von Svalbard ist der nördlichste Flughafen der Welt mit regelmäßigem Passagierverkehr. Da die Start- und Landebahn nicht beleuchtet ist, sind Flugbewegungen nur bei Tageslicht gestattet – nach dem Einbruch der Dämmerung wird der Flughafen geschlossen. Das ist kein Problem im Sommer, wenn hier im hohen Norden fast 24 Stunden die Sonne scheint, aber im Winter tritt dann das genaue Gegenteil ein.
Da der Flughafen nicht mit internationalen Sicherheitsstandards vereinbar ist, hat Svalbard im Jahr 2017 die Bezeichnung „International“ verloren und ist seitdem nur über Flüge vom norwegischen Festland aus erreichbar. Der Flughafen wurde auf Permafrostboden erreichtet und in seiner Nähe werden regelmäßig Eisbären gesichtet. Im Winter sind Eis und Schnee und die niedrigen Temperaturen weitere Probleme für den Flugverkehr.
13. Sao Paulo / Brasilien: Congonhas Airport
In der größten Stadt Brasiliens leben Abermillionen von Menschen auf sehr engem Raum zusammen. Und mittendrin befindet sich der Congonhas Airport, der älteste Flughafen der Metropole.
Eine Landung auf dem Congohas Airport hat es in sich. Die Stadt ist buchstäblich bis an den Flughafenzaun herangewachsen, weshalb bei der Landung direkt über die Dächer der Stadt der geflogen wird. Für die Piloten gibt es hier keinen Spielraum für Fehler, da bereits die kleinste Fahrlässigkeit zu furchtbaren Konsequenzen führen können.
Erschwerend kommt noch der äußerst volle und komplexe Luftraum über Sao Paulo hinzu, sodass die Piloten nicht nur da Häusermeer, sondern auch noch eine Vielzahl an deren Flugzeugen und Hubschraubern navigieren müssen.
14. Telluride / Colorado: Telluride Regional Airport
Der Telluride Regional Airport ist einer der herausforderndsten Flughäfen in ganz Nordamerika und verlangt den Piloten die ihn Anfliegen höchste Konzentration ab. Auf einer Höhe von 2767 Metern über dem Meeresspiegel ist der Telluride Airport der höchste kommerzielle Flughafen in Nordamerika.
In solchen Höhen nimmt die Leistung der Flugzeugtriebwerke aufgrund des niedrigeren Luftdrucks ab, was einen Start auf der 2167 Metern langen Startbahn zur Herausforderung macht. Bei falschen Gewichtsberechnungen kann das Flugzeug nicht rechtzeitig abheben. Dies wäre katastrophal, da am Ende der Runway ein steiler Abhang liegt.
Im Winter muss in Telluride im Schnitt jeder fünfte Flug umgeleitet werden, da der Flughafen dann regelmäßig von harschen Schneestürmen heimgesucht wird, die einen Flugverkehr unmöglich machen.
15. Korfu / Griechenland
Die griechische Insel von Korfu empfängt jedes Jahr Millionen Touristen aus ganz Europa. Was viele dabei nicht wissen: die Landung in dem Inselparadies verlangt den Piloten ihr ganzes Können ab.
Die Start- und Landebahn ist fast gänzlich von Wasser umgeben und liegt zudem noch zwischen zwei Hügeln, was jeden Anflug zur Präzisionsaufgabe macht. Da der Flughafen nicht über sogenannte Taxiways verfügt, müssen die Flugzeuge vor dem Start häufig die gesamte Startbahn zurückrollen. Zu dieser Zeit ist der ganze Flughafen gesperrt.
Direkt hinter der Start- und Landebahn des Flughafens in Korfu verläuft eine der Hauptstraßen der Insel. Damit die Fahrzeuge nicht vom Abgasstrahl der Flugzeuge getroffen werden, wird die Straße bei jedem Start und jeder Landung per Ampel für den Verkehr gesperrt.