Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl geschah am 26. April 1986 und hinterließ weitreichende, schlimme Folgen. Es handelt sich um eine der schlimmsten Ereignisse in der Geschichte der Menschheit
Wusstest du, dass die Folgen über die Generationen hinaus für uns Menschen bis heute schlimm und Tschernobyl selbst nach wie vor Menschen-verlassen ist? Hattest du eine Ahnung, dass sich die Tierwelt dort hingegen aber neu ausbreiten konnte? Interessanterweise geschah dies in vielen Fällen sogar ohne gesundheitliche Folgen. Wir geben dir in der Folge einige Beispiele für neu angesiedelte Tiere in Tschernobyl. Du wirst staunen, was dort in der Hinsicht bis heute so alles passiert ist…
1. Das Desaster in knappen Worten zusammengefasst
… doch zunächst kurz ein paar Worte zu dem Ereignis selbst. Der Atomunfall in Tschernobyl begann mit einem Sicherheitstest. Allerdings lief ein neuer Kühlungstest schief bzw. musste für den Vorgang die komplette Power des Atomkraftwerks abgeschaltet werden, um einen Stromausfall zu simulieren.
Leider führte ein unerwarteter Energieanstieg zu einer Explosion, bei der zwei Menschen sofort ums Leben kamen. Außerdem verbreitete sich die atomare Strahlung überall in der ukrainischen Stadt Tschernobyl. Einher ging eine zerstörende atomare Feuerwelle. Bis zu 100.000 Menschen kamen bei dem Ereignis traurigerweise ums Leben. Bis heute ist Tschernobyl eine Geisterstadt, die zum absoluten Großteil nicht mehr bewohnt werden kann. Zumindest gilt dies für Menschen…
2. Die Evakuierung der Umgebung
Natürlich hieß die Katastrophe für unzählige Familien in der Umgebung, dass diese ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten und bis heute nicht zurückkehren durften. Es wurde einfach alles zurückgelassen, da es um Leben und Tod ging und in so einer Situation nicht die Zeit bleibt, Eigentum zu retten. Damals wurde den Familien gesagt, dass sie nur für kurze Zeit gehen müssten. Sie warten immer noch auf die Rückkehr.
Die Abwesenheit von Menschen führte aber dazu, dass wilde Tiere sich Tschernobyl zu ihrer neuen Heimat machten. Denn wo 350.000 Menschen verschwinden, wird eine Menge Platz frei. Hirsche, Bären, Füchse und viele weitere Tierarten haben sich die Fläche unter den Nagel gerissen.
3. Eine riesige Fläche voller Tiere
Tschernobyl erstreckt sich über eine immense Fläche von vielen tausend Quadratkilometern. Folglich stellt es inzwischen eines der größten Territorien für Wildtiere in Europa dar. Sicherlich war das so nicht gewollt.
Dennoch haben Menschen zahlreiche Wildkameras aufgestellt, um Bilder des Treibens zu erhalten. Die unzähligen Säugetiere scheinen die Abwesenheit der Menschen zu genießen. Zu den auffälligsten Besuchern zählen wilde Wölfe. Wissenschaftler konnten in der Vergangenheit ganze Rudel von Wölfen ausmachen, die durch gemeinschaftliches Heulen auffallen und umgekippte Bäume deuten auf eine Vielzahl an Bibern in der Gegend hin. Wer auf Entdeckungsreisen gehen könnte, würde sich in einer exotischen Welt wiederfinden. Es ist einfach erstaunlich, wie gut die Tiere sich adaptiert haben.
4. Der rote Fuchs ist aufgetaucht
Rotfüchse beweisen uns, dass ihnen radioaktive Strahlung wenig ausmacht. Schließlich haben sich unzählige Exemplare dieser intelligenten Tiere in Tschernobyl niedergelassen. Was interessant ist: Die Rotfüchse sind gegenüber Menschen extrem zutraulich und kommen relativ offen auf diese zu, um zu überprüfen, ob ein wenig Nahrung abfällt. Man würde denken, dass die Füchse sich besonders scheu verhalten, da sie den Anblick von Menschen nicht gewohnt sind.
Hier ist aber das Gegenteil der Fall: Offenbar kommen Rotfüchse gerade auf auftauchende Personen zu, weil sie nicht um die potenzielle Gefahr wissen. Zu irreal wirkt es vermutlich auch auf sie, dass sie sich derart ungestört an einem verlassenen Ort ausbreiten dürfen.
5. Die Rückkehr des Braunbären
Braunbären konnten in der Ukraine bereits seit einem Jahrhundert nicht mehr entdeckt werden. Auch das hat in Tschernobyl ein Ende. Es gab schon vor 2014 Anzeichen dafür, dass Braunbären sich in der verseuchten Gegend angesiedelt haben, es fehlte jedoch der Beweis. Mittlerweile liegt dieser aber in Form von beeindruckenden Bildern vor. Jetzt, wo keine störenden Menschen mehr herumwandern, hat der Braunbär diese Aufgabe übernommen.
Für den Braunbären bietet sich der Umzug allerdings auch an: Aufgrund der artenreichen Tierwelt in der Umgebung, ist der Speiseplan der Bären gut gefüllt. Momentan untersuchen Wissenschaftler noch, wie weit der Radius der Ausbreitung reicht und ob der Braunbär eine Gefahr für den Menschen darstellen kann.
6. Streunende Hunde suchen nach Nahrung
Zugegeben: An den besten Freund des Menschen denken wir sicher nicht sofort, wenn wir uns das wilde Leben der Tiere in Tschernobyl vorstellen. Allerdings entspricht es der Wahrheit, dass streunende Hunde sich verstärkt verbreiten. Eigentlich ist es wenig verwunderlich: Unzählige Hunde wurden nach der Katastrophe zurückgelassen und haben sich über viele Jahrzehnte fortgepflanzt sowie das Überleben ihrer Spezies in diesem Gebiet gesichert.
Sie leben völlig losgelöst vom Menschen und zeigen, dass sie uns zum Überleben nicht unbedingt benötigen. Viele Tiere sind in der langen Zeit seit der Katastrophe eingezogen – der Hund zählt zu den Einwohnern, die schon vom ersten Tag an dort hausten und sich an die Gegebenheiten angepasst haben.
7. Nahezu ausgestorbene Wildpferde leben nun in dem Gebiet
Von selbst sind die seltenen Wildpferde nicht angereist, denn sie wurden in den 1990er-Jahren in die Gegend gebracht, um Teil eines Experiments zu sein. Es handelt sich um Przewalski Pferde, die als einzig wahre Wildart ihrer Gattung gelten. Alle anderen wilden Pferde haben sich mit unseren heimischen Pferderassen vermischt.
Die eingeschleusten Wildpferde haben sich ebenso adaptiert wie viele andere Tierarten und pflanzen sich ungestört und ohne menschlichen Eingriff fort. Dies ist besonders schön, da es sich bis vor Jahren noch um eine aussterbende Rasse handelte. Wissenschaftler nutzen das Gebiet in Tschernobyl also gezielt, um seltene Tierarten zu reproduzieren. So haben die Wildpferde bereits eine Basis für langfristiges Überleben sichern können.
8. Das Wildleben im und rund ums Gewässer
Doch nicht nur an Land, sondern auch im Wasser tut sich einiges. Unter anderem haben es Otter und Nerze geschafft, in der Gegend zu überleben und Fuß zu fassen. Wissenschaftler haben tote Fische zum Verspeisen in der Nähe des Wassers ausgelegt und via Kamera beobachtet, wie zahlreiche Bewohner der Flüsse herauskamen, um die Nahrung zu verköstigen. Es dauerte eine Woche bis die Unmengen an Fischen vollständig verzehrt waren.
Dies deutete schon damals auf ein gesundes Leben in den Gewässern hin. Aber auch die Existenz von Adlern konnte durch die ausgelegten Fische nachgewiesen werden. Forscher reiben sich bis heute die Hände und gehen mit Freude an die Arbeit.
9. Der gigantische Katzenfisch fristet hier sein Dasein
Und wo wir sowieso beim Thema Wasser sind, blicken wir doch etwas tiefer ins Blau. Auch wenn Godzilla-Filme uns stets etwas Anderes sagen wollten, führt atomare Verseuchung nicht zu Gigantismus. Tiere werden also durch Verstrahlung nicht größer oder zu irgendwelchen laserschießenden Monstern. Wenn überhaupt, führt diese eher zur Verkleinerung.
Warum gibt es dann riesige Katzenfische in den Gewässern Tschernobyls? Weil diese Katzenfische sehr viel Nahrung erhalten und viel stärker wachsen können, als es die Natur eigentlich vorgesehen hat. Zudem fehlt es an Fressfeinden, sodass sich die Katzenfische stärker ausbreiten und sogar noch mehr fressen können. Die gigantische Größe der Fische hängt also nur indirekt mit der Verstrahlung zusammen.
10. Vielfältige Vogelarten breiten sich aus
Vögel haben es mit der Übernahme eines Gebietes aufgrund der kürzeren Wege etwas einfacher. Daher überrascht es uns weniger, dass Tschernobyl von den gefiederten Freunden in all ihren Facetten überrannt worden ist.
Was aber überrascht und fasziniert: Die Vögel gehören zu den Tieren, bei denen Wissenschaftler einen gebildeten Stoff im Körper nachweisen konnten, der eine Schädigung durch Strahlung verhindert. Die Vögel haben unter anderem ihren Stoffwechsel angepasst und können diesen über das Erbgut weitergeben. Die Vogelpopulation ist also langfristig immun und der Vogel an sich damit ein sicherer Kandidat für das Überleben im Strahlengebiet. Jetzt muss der Mensch nur noch herausfinden, wie man dies hervorruft.
11. Elche, Hirsche und noch so viel mehr
Aber auch viele weitere alte Bekannte trifft man im verstrahlten Gebiet an. Zu diesen zählen Bisons, Elche, Hirsche, Rehe und zahlreiche weitere allseits beliebte Waldbewohner, die wir aus unseren Regionen sehr gut kennen. Sie kommen zusammen, leben in Frieden und genießen es, dass Menschen und ihre Gewehre weit entfernt sind.
Alles, was wir tun: Wir beobachten die friedlichen Tiere. Etwas, was wir außerhalb der Ukraine vielleicht auch vermehrt tun sollten, um etwas von ihnen zu lernen. Und, wenn es nur das friedliche Zusammenleben ist. Wir hoffen, du bist genauso erstaunt und positiv überrascht wie wir, wenn es um die variantenreichen Arten in Tschernobyl geht. Mögen alle tierischen Bewohner gesund bleiben!