Das Haus war schon seit Längerem im Besitz der Familie. Ein Mann wohnte mit seiner eigenen Familie und auch noch anderen Generationen darin. So viele Menschen auf einem Fleck, da braucht es jede Menge Platz. Irgendwann war aber das Haus zu klein für alle geworden. So entstand der Plan, das Haus zu vergrößern und im Keller einen weiteren Raum zu schaffen.
Zwar hätte der Mann das gern einem Fachmann überlassen, aber dafür reichte das Geld nicht. So beschloss der Mann, sich kurzerhand selbst zu betätigen und sich als Heimwerker zu versuchen. Er wusste jedoch nicht, welche Folgen das alles haben würde ……
1. Gesagt getan
Nachdem der Entschluss zum Heimwerken gefallen war, ging es auch schon los. Mit allerlei Werkzeug ausgerüstet, ging der Mann in den Keller. Eine der Wände sollte eingerissen werden, um so mehr Platz zu schaffen. Die Arbeit war schweißtreibend, ging aber gut voran. Als schon mehr als die Hälfte geschafft war, entdeckte der Mann plötzlich etwas sehr Merkwürdiges.
Er sah eine Öffnung, hinter der sich ein Raum zu verbergen schien. Vorsichtig öffnete er das Loch etwas weiter. Die Luft, die aus dem Loch strömte, schien schon jahrhundertealt zu sein. Aber auch als das Loch groß genug war, das man hineinkriechen konnte, war nichts außer Finsternis zu sehen.
2. Riskant aber mutig
Der Mann war neugierig. Er holte eine Taschenlampe und stieg vorsichtig in das Loch. Der Gang war eng und leer. Aber mutig und zugleich neugierig ging der Mann weiter, er hatte ja keine Ahnung, was ihn noch erwarten würde. Sein Vorhaben war aber sehr riskant. In der Türkei, wo er wohnt, gibt es viele giftige Skorpione, Schlangen oder Spinnen und die leben oft bevorzugt an dunklen und kalten Orten. Der Mann konnte also nur hoffen, dass nicht ausgerechnet hier so ein Tier lebte. Falls ihn in diesem engen und dunkeln Gang ein gefährliches Tier angreifen würde, könnte das für ihn Lebensgefahr bedeuten.
3. Ein uraltes und unbekanntes Geheimnis
Nach einem kurzen Stück führte der Gang plötzlich in einen Gewölbekeller. Erstaunlich, aber nicht unbedingt verwunderlich, den in dieser Region der Türkei wurden schon öfter in alten Kellern kleine Grotten entdeckt. Einige wurden wohl schon vor langer Zeit als Vorratsräume, Gräber oder gar als Tempel genutzt. Was aber der Mann entdeckte, war viel größer und ungewöhnlicher.
Es war nicht nur ein einfacher Gewölbekeller, den irgendjemand vor Urzeiten in das Vulkangestein unter dem Haus gegraben hatte. Vor den Augen des Mannes tat sich vielmehr ein richtiges unterirdisches Labyrinth auf. Diese Entdeckung übertraf alles, was man bisher gefunden hatte.
4. Traum oder Wirklichkeit
Der Mann war zwar nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet, aber er wagte sich immer weiter vor. Er wurde angetrieben von seiner Neugier und der Faszination über das, was er entdeckte. Auch wenn er kein Experte war, begriff der Mann sehr schnell, dass es sich bei diesen Gewölben nicht um etwas handelte, das von der Natur geschaffen war. Hier mussten Menschen am Werk gewesen sein, vielleicht so gar schon vor unendlich langer Zeit. Der Boden und die Wände waren eindeutig von Menschen geglättet worden. Je weiter sich der Mann vom Eingang entfernte, desto mehr fragte er sich, ob das nur ein Traum oder doch Realität war, so unglaublich war seine Entdeckung.
5. Kein Ende in Sicht
Ausführlich und voller Begeisterung untersuchte der Mann den Raum, in dem er sich befand. Er leuchtet mit seiner Lampe alle Wände ab, in der Hoffnung auf etwas Interessantes zu stoßen. Bei seiner Suche entdeckte er schließlich eine weitere Öffnung. Diese befand sich genau gegenüber der Öffnung, durch die er gekommen war. Hinter ihr befand sich ein weiterer Gang. Er war gerade so breit, dass der Mann hindurchpasste.
Angetrieben vom Entdeckergeist ging der Mann weiter. Am Ende des Ganges stieß er auf eine Treppe, die nach unten führte. Die Deckenhöhe war hier aber so niedrig, dass sich der Mann bücken musste, als er voller Spannung in die Tiefe stieg.
6. Wieder an der Oberfläche
Die Faszination und die Begeisterung ließen den Mann nicht los. Er konnte einfach nicht aufhören, alles zur erkunden. Die Gänge und Räume waren einfach gewaltig. Dem Mann war klar, dass er hier etwas Einmaliges gefunden hatte.
Er hatte auch das Gefühl, dass die Räume und Gänge etwas Besonderes waren und nicht nur irgendein beliebiger Vorratsort. Bei allen den Gängen bestand die Gefahr, dass er sich verlaufen würde und nicht mehr zurück in sein Haus käme. Aber er fand den Weg zurück. Die Entdeckung war in den Augen des Mannes so einzigartig, dass er sofort das Denkmalamt informierte, damit die dortigen Wissenschaftler alles untersuchen konnten.
7. Eine Legende wird lebendig
Die Forscher waren am Anfang sehr skeptisch, ob der Fund tatsächlich so bedeutsam sein sollte, wie der Mann behauptete. Nach den ersten Untersuchungen wurde aber schnell klar, dass der Mann recht hatte. Am Ende ihrer Erkundungen stellten die Forscher fest, dass hier etwas archäologisch Bedeutsames gefunden worden war. Bei dem Labyrinth handelte es sich tatsächlich um die verlorene Untergrundstadt Derinkuyu.
Bisher hatte man sie nur als einfache Legende betrachtet, aber nur war sie Wirklichkeit geworden. Es wird vermutet, dass die Stadt von den Phrygern, einem indoeuropäischen Volk im 7. und 8. Jahrhundert vor Christus erbaut wurde. Die Begeisterung der Forscher hatte keine Grenzen.
8. Ein archäologisches Geheimnis
Was die Wissenschaftler bisher über die unterirdische Stadt Derinkuyu wissen ist nicht allzu viel. Nach den Überlieferungen hatte die Stadt mindestens 18 Stockwerke, die sich aber alle in der Tiefe befinden. Damit ist die Stadt die größte unterirdische Anlage, die je von Mensch geschaffen worden ist. Da die einzelnen Räume etwa eine Tiefe von je 60 cm haben, ist die Stadt ein statisches Meisterwerk.
In der Blütezeit der Stadt sollen dort bis zu 20.000 Menschen gelebt haben. Ein entscheidendes Rätsel konnte aber bisher noch nicht geklärt werden. Wer waren diese Menschen und wie lebten sie? Was hat sie dazu bewogen, ihre Stadt ausgerechnet in den Untergrund zu bauen?
9. Spurensuche
Nach diesem bedeutenden Fund wollten die Forscher natürlich das Geheimnis der unterirdischen Stadt erkunden. Die Stadt befindet sich in der türkischen Region Kappadokien. Diese Gegend ist schon seit Jahrtausenden besiedelt. Aber es lebten immer wieder die unterschiedlichsten Völker in ihr. Die Hethiter, die um 1600 vor Christus hier lebten, sind das erste bekannte Volk dieser Region. Später gehörte sie auch zum persischen Reich.
Waren es also die Perser gewesen, die die Stadt errichtet hatten? Die Apostelgeschichten der Bibel erzählen davon, dass Juden in dieser Region lebten. Trotz dieses Wissen, bleibt es ein Geheimnis, warum sich Menschen dafür entschieden im Untergrund zu leben und ein solches Höhlensystem anzulegen.
10. Kappadokien – eine türkische Region mit vielen Geheimnissen
Früher wurde die Region, in der das Haus steht als Kappadokya bezeichnet. Heute ist es eine türkische Provinz mit dem Namen Nevşehir. Es ist ein anatolisches Plateau, das etwa 1.000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die karge und trockene Landschaft wird maßgeblich durch die vielen Vulkangipfel geprägt. Die Region Kappadokien wurde erstmals im 6. Jahrhundert vor Christus erwähnt.
Sie taucht in den Aufzeichnungen über den ersten und den zweiten König des persichen Reiches auf. Waren es also die Perser gewesen, die die Stadt errichteten und hatte das etwas mit den Vulkanen zu tun?
11. Historische Überlieferungen
Aus alten Schriften und historischen Überlieferungen weiß man, dass die Stadt Derinkuya im byzantinischen Zeitalter gegründet worden sein muss. Wahrscheinlich bestand sie nicht nur aus den unterirdischen Grotten, sondern war auch überirdisch angelegt gewesen. Vielleicht wurde der unterirdische Teil nur im Fall eines Krieges zum Schutz der Bevölkerung genutzt. Auf jeden Fall weiß man, dass es über 400 Jahre einen arabisch-byzantinischen Krieg gab.
Um etwa 634 vor Christus griff das islamische Imperium Aram verstärkt das christlich-byzantinische Reich an. Als dann schon viele Teile des Byzantinischen Reiches verloren waren, unternahmen die restlichen Provinzen großartige Anstrengungen um ihr Reich zu erhalten.
12. Überlebenskampf
Es wird davon ausgegangen, dass die Einwohner von Derinkuya für die Zeit der kriegerischen Überfälle, in dem unterirdischen Teil der Stadt Zuflucht suchten und sich vor den arabischen Kriegern versteckten. Als es um etwa 656 vor Christus zum islamischen Bürgerkrieg kam, hatten die Byzantiner eine kurze Verschnaufpause. So hatten sie Zeit, ihre Verteidigungsanlagen auszubauen.
Muawiyja der Sieger des islamischen Bürgerkriegs gründete das Reich Omeyyade. Er begann den arabisch-byzantinischen Krieg erneut und die kurze Erholungspause war für die Byzantiner vorbei. Wahrscheinlich gelang es den Bewohnern von Derinkuya während dieser langen Kriegszeit nur zu überleben, weil sie ihre unterirdische Stadt hatten.
13. Perfekte Verteidigungsanlage
Als die islamischen Krieger nach Derinkuya zurückkamen, fanden sie oberirdisch nur eine verlassene Stadt wieder. Nichts deutete darauf hin, dass die eigentliche Stadt sich im Untergrund verbarg. Es gab keine Spuren von Leben, weder von Menschen noch von Tieren. Und selbst wenn die Krieger, die gut versteckten und geheimen Eingänge zur unterirdischen Stadt entdeckt hätten. Die Zugänge waren so eng, dass immer nur eine Person den Gang betreten konnte.
Eine Armee, egal wie groß, hätte so niemals in die Stadt eindringen können. Es wurden zwar etwa 100 Eingänge entdeckt, aber an jedem hätten es die Verteidiger immer nur mit einem feindlichen Krieger zu tun gehabt, sodass sie sich auch gegen eine Übermacht bestens wehren konnten.
14. Eine Stadt mit System
Die Stadt verfügte zwar schon mit den schmalen Zugängen über ein nahezu unüberwindbares Hindernis. Aber darauf hatten sich die Erbauer nicht ausgeruht. Die einzelnen Stockwerke waren mit Treppen verbunden. Diese waren genauso wie die Zugänge zur Stadt so eng, dass immer nur eine Person sie betreten konnte. Eine Armee hätte also nur Mann für Mann nacheinander eindringen können.
Und auch das schien den Erbauern offensichtlich noch nicht auszureichen. Die Eingänge zu den unterirdischen Ebenen waren auch noch mit Steinen abgesichert, die bei Bedarf direkt vor den Eingang geschoben werden konnten. So waren die einzelnen Stockwerke gut abgesichert und die Bevölkerung hatte die Möglichkeit sich im Falle eines Angriffs immer tiefer in die Erde zurückzuziehen.
15. Versorgungssyteme
Die Verteidigungsanlagen sind das eine, aber ohne Sauerstoffzufuhr und Trinkwasser, hätten es die Bewohner nicht lange in ihrer unterirdischen Stadt ausgehalten. Die Erbauer der Stadt hatten aber daran gedacht. Innerhalb der Stadt gab es daher Brunnen, die die Menschen mit frischem Wasser versorgten. Da die Brunnen nicht von oben erreichbar waren, hatten die Angreifer auch nicht die Möglichkeit, die Brunnen zu zerstören oder das Wasser darin zu vergiften.
Derinkuya verfügte außerdem über ein technisch ausgeklügeltes System zur Belüftung. Die Schächte waren so angeordnet worden, dass sie alle 18 Stockwerke mühelos und ständig mit frischer Luft versorgten. An der Oberfläche waren die Schächte gut getarnt. Im Übrigen waren sie so eng, das kein Mensch hindurchpasste.
16. Leben unter Tage
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Bewohner von Derinkuya nicht allein, sondern zusammen mit ihrem Vieh im Untergrund lebten. So musste die oberirdische Stadt auf die Angreifer den Eindruck einer komplett verlassenen Stadt machen. Sicher sollte das dazu führen, dass die Angreifer weiter ziehen würden und gar nicht erst auf die Idee kämen, dass sich die Stadt unter der Erde befinden könnte.
Das hatte dann aber auch den Vorteil, dass die Menschen nicht an die Oberfläche mussten, um sich mit Nahrung zu versorgen. Um unterirdisch leben zu können, benötigten die Menschen Fackeln. Ein Beweis dafür sind die verrußten Decken der Stockwerke. Damit die Menschen nicht an einer Rauchvergiftung starben, war ein perfektes Belüftungssystem erforderlich.
17. Das Leben geht weiter
Die unterirdische Anlage war von den Erbauern von Anfang nicht nur als einfacher Unterschlupf gedacht. Sie war vielmehr darauf angelegt, dass die etwa 20.000 Einwohner ganz normal leben konnten. Innerhalb der einzelnen Etagen gab es neben Ställen auch Lagerräume, Weinpressen und Weinkeller. Die Waren wurden in Geschäften und Markthallen verkauft. Die Menschen lebten in speziellen Wohngebieten. Für das seelische Wohlbefinden gab es auch extra eingerichtete Gebetsräume.
Aufgrund dieser Struktur kann man davon ausgehen, dass sich das unterirdische Leben der Menschen nicht wesentlich von dem über der Erde unterschied. Während der kriegerischen Phase von 780 bis 1180 nach Christus sicherte das, das Überleben der Menschen.
18. Asyl für Glaubensflüchtlinge
Auch in nachchristlicher Zeit verlor die unterirdische Stadt nicht an Bedeutung. Das Christentum hatte sich zwar in der Region schon ausgebreitet, aber es wurde immer noch nicht gern gesehen. So flüchteten Christen immer wieder in die geheime unterirdische Welt von Derinkuyu. Im 14. Jahrhundert zum Beispiel vielen immer wieder mongolische Armeen in das Gebiet ein, sodass die Bevölkerung im Untergrund Zuflucht suchte.
Die Menschen nahmen dann natürlich auch immer ihre religiösen Kultgegenstände mit in die Tiefe. So konnte auch das religiöse Leben unter der Erde in gewohntem Umfang weiter laufen. Da die untersten Stockwerke die sichersten waren, wurden sie vorwiegend für die Errichtung religiöser Räume genutzt.
19. Wir sind nicht allein
Die Stadt Derinkuyu ist an sich schon faszinierend und ein Wunderwerk. Aber es wird noch unglaublicher, wenn man weiß, dass Derinkuyu nicht die einzige Stadt dieser Art in der Region ist. Bisher wurden noch mehr als 200 dieser unterirdischen Siedlungen entdeckt. Und sie alle sind durch ein gigantisches Tunnelsystem miteinander verbunden.
So war es den Menschen im täglichen Leben unter der Erde nicht nur möglich mit anderen Ortschaften in Kontakt zu kommen oder zu bleiben. Es bestand so auch die Möglichkeit, dass die Bewohner im Fall des Falles in eine andere Stadt fliehen konnten. Die Zugänge zu den einzelnen Städten konnten auch mit Steinen verschlossen und versiegelt werden.
20. Verlassen und vergessen
Aus den Geschichtsbüchern wissen wir, dass die Osmanen immer mehr in das Byzantinische Reich eindrangen. Es wurden immer mehr Teile erobert und dem osmanischen Reich angegliedert. Als Konstantinopel 1453 erobert worden war, war die Zeit des Byzantinischen Reiches endgültig vorbei. Die unterirdischen Städte gerieten aber dennoch nicht in Vergessenheit, sie wurden einfach von den neuen türkisch-islamischen Machthabern genutzt.
Die Untersuchungen der Archäologen haben gezeigt, dass einige der unterirdischen Anlagen auch noch im 20. Jahrhundert während der Verfolgungswellen des Osmanischen Reiches genutzt worden sind. 1923 wurden die Christen aber endgültig aus der Region nach Griechenland vertrieben. Damit wurden die unterirdischen Anlagen verlassen und so im Laufe der Zeit auch vergessen.
21. Gründerväter unbekannt
So viel man auch über die spätere Geschichte der Stadt Derinkuyu weiß oder erahnen kann. Eines ist dennoch immer unklar. Wer hat diese Stadt erbaut? Das türkische Kulturministerium nimmt aufgrund des derzeitigen Forschungsstandes an, dass die Stadt im 7. und 8. Jahrhundert vor Christus von den Phrygern errichtet worden ist. Derinkuyu ist die größte unterirdische Stadt, die bisher in der Türkei entdeckt wurde.
Die Texte von Xenophon stammen aus der Zeit von 430 bis 354 vor Christus. In ihnen ist die Stadt Derinkuyu erstmals schriftlich erwähnt. Xenophon – ein Schüler von Sokrates – war im alten Griechenland ein Krieger, Philosoph, und Historiker. Aber leider lässt sich seinen Aufzeichnungen nicht entnehmen, wer die Stadt erbaut hat.
22. Touristenattraktion
Heute ist Derinkuyu eine der Sehenswürdigkeiten in der Türkei. Seit 1969 sind ungefähr 10 % von Derinkuyu für die Öffentlichkeit zugänglich. So hat jeder die Möglichkeit, dieses erstaunliche Bauwerk zu betrachten. Der übrige Teil der Stadt wird nach und nach freigelegt und erforscht. Noch hat die wohl über 2.000 Jahre alte Stadt nicht all ihre Geheimnisse freigegeben.
Die Forscher können es nicht ausschließen, dass noch tiefer Bereiche vorhanden sind und noch der ein oder andere Schatz gefunden wird. Aber eins ist auch jetzt schon sicher nämlich, dass man angesichts dieses Bauwerks nur über unsere Vorfahren und deren Fähigkeiten staunen kann.
23. Die Meinungen gehen auseinander
Als Derinkuyu 1963 wiederentdeckt wurde, spekulierten die Menschen natürlich darüber, was der Zweck der Errichtung gewesen war. Die meisten Forscher gehen heute davon aus, dass Derinkuyu gebaut wurde, um sich vor möglichen Angreifern zu schützen. Einige andere Forscher sind der Meinung, dass die Stadt die Bevölkerung im Falle einer Naturkatastrophe schützen sollte. In dem alten Text von Vendidad wird beschrieben, wie auf Anweisung von Ahura Mazda eine unterirdische Stadt gebaut wurde, um die Menschen vor einem verheerenden Winter zu beschützen.
Manche Forscher glauben, dass sich dieser zoroastrische Text auf die Stadt Derinkuyu bezieht. Wäre diese Vermutung richtig, dann würde Derinkuyu aus dem Zeitraum von 1500 bis 1200 vor Christus stammen.
24. Der große Unbekannte
Auch wenn die unterirdische Stadt Derinkuyu heute ein wichtiges ärchäologisches Denkmal ist und bei ihrer Wiederentdeckung viel Erstaunen auslöste, wurde eins in der ganzen Zeit vergessen. Der Mann, der die Entdeckung erst möglich machte, ist heute ein großer Unbekannter. Keiner kennt seinen Namen und weiß, was aus ihm geworden ist. Er war wohl nur ein einfacher Mann, der in einfachen Verhältnissen in einer einfachen Gegend lebte.
Das Haus, in dem der Mann lebte, wurde wie die meisten anderen in der Region aus einer Art weißem Naturstein errichtet. Eigentlich ein ganz gewöhnliches und unscheinbares Haus, wenn da nur nicht dieses beeindruckende Bauwerk darunter wäre.