In der ägyptischen Kunstgalerie im Brooklyn Museum gibt es Objekte und Artefakte, die Tausende von Jahren alt sind. Einige antike Skulpturen haben einem unverwechselbaren Stil, denn viele von ihnen scheinen irgendwann ihre Nasen verloren zu haben. Wirklich seltsam, oder?
Es mag im ersten Moment vielleicht nicht auffallen, aber in Wirklichkeit ist das Fehlen von Nasen ein typisches Merkmal aller ägyptischen Statuen. Sie wurden nicht ohne Nase geschaffen, aber irgendwann in ihrer langen Geschichte wurde das Sinnesorgan abgebrochen. Kurator am Brooklyn Museum, Edward Bleiberg, bestätigte in einem Interview, dass dies die am häufigst gestellte Frage sei: „Was ist mit den Nasen passiert? Diese spannende Frage werden wir hier für Sie klären!
1. Woher kommen die Schäden?
Wenn Sie jetzt denken, der Schaden sei nur ein natürlicher Verschleiß, da diese Statuen den Gezeiten, Kriegen und langen Transporten quer durch die Welt zu verschiedenen Museen überstehen mussten, dann täuschen Sie sich. Die Gründe sind nämlich viel komplexer und mysteriöser.
Experten, die Kunst der damaligen Zeit studiert haben, machen sich natürlich auch Gedanken darüber, wie die Statuen beim ersten Bau erschienen sein könnten. Die ägyptische Zeit beherbergt viele Geheimnisse und Mysterien. Doch ein Mysterium können wir nun für Sie lösen, denn Forscher haben die Antwort auf das Geheimnis der fehlenden Nase herausgefunden. Ja, Sie sind zu Recht neugierig, denn die Erklärung geht weit über eine nur einfache Antwort hinaus!
2. Geschah es aus Versehen?
Eine Möglichkeit ist, dass einige der Statuen aus Versehen beschädigt wurden, vor allem die, bei denen die Nasen aufgrund der Größe besonders weit aus dem Gesicht herausragten. In dem Fall erkennt nur ein Fachmann den Unterschied zwischen diesen Statuen und denen, die aus anderen Gründen absichtlich entstellt wurden. Es erklärt aber nicht, warum bei einigen flachen ägyptischen Kunstwerken die Nasen ebenso entfernt wurden.
Die ägyptische Kultur war für bedeutende Innovationen in allen Bereichen von der Landwirtschaft bis zur Medizin verantwortlich. Zu ihren beeindruckendsten Bauten gehören große Bauprojekte wie die Pyramiden und die Sphinx von Gizeh – die wohl berühmtesten Statue ohne Nase. Warum also die fehlenden Nasen? Um dieses herauszufinden, tauchen wir in die Geschichte der Sphinx ein. Es wird spannend!
3. Die Legende der Sphinx
Wussten Sie, dass die Sphinx sowohl in der griechischen und asiatischen als auch in der altägyptischen Überlieferung auftaucht. Der Legende zufolge hatte sie den Rumpf eines Löwen und den Kopf eines Menschen. Die Sphinx war für die Ägypter ein Schutzsymbol, das ebenso einen Kopfschmuck trug wie ein Pharao. Zwischen den Tempeln in Karnak und Luxor gibt es sogar eine mehr als 3 Kilometer lange Straße, die aufgrund der vielen Sphinx-Statuen als „Sphinx-Allee“ bekannt ist.
Es gibt tatsächlich mehrere berühmte ägyptische Sphinxe. Eine aus Alabaster bestehende Sphinx wurde in der ägyptischen Stadt Memphis gefunden. Eine andere besteht aus Granit und ist im Metropolitan Museum of Art zu sehen. Die berühmteste Sphinx hat eine eigene und mysteriöse Geschichte, wie Sie nun sehen werden!
4. Die Sphinx bei den Pyramiden von Gizeh
Die berühmteste Sphinx von allen ist die riesige Statue bei der „Großen Pyramide“ von Gizeh. Sie ist etwa 20 Meter hoch und etwa 73 Meter lang. Unglaublich, oder? Damit gehört sie zu einer der größten Statuen der Welt. Und das, obwohl sie vor mehr als vier Jahrtausenden gebaut wurde. Unvorstellbar!
Doch sie gehört auch zu eines der Mysterien dieser Welt, denn man weiß immer noch sehr wenig über das Wie und Warum der Sphinx von Gizeh. Experten meinen, dass Pharao Khufu für den Bau der „Großen Pyramide“ verantwortlich war. Und sie vermuten, dass sein Sohn, Pharao Chephren, für den Bau der Sphinx verantwortlich war. Khafre hatte seine eigene Pyramide, aber die seines Vaters ist drei Meter größer. Was machte er also?
5. Warum wurde die Sphinx gebaut?
Wahrscheinlich wollte Khafre die kleinere Pyramide ausgeglichen, indem er neben einiger anderen Statuen auch die Sphinx um die Pyramiden herum baute. Sie besteht aus Kalkstein und trägt das Gesicht von Khafre. Sie weist Spuren von Rot auf, die darauf hindeuten, dass sie an einer Stelle gefärbt gewesen sein könnte. Manche Experten sagen, dass der Komplex aus Pyramiden und Statuen die Götter ermutigen sollte, Khafre nach seinem Tod wieder auferstehen zu lassen.
Die Annahmen, das Khafre die Sphinx baute, fundiert auf einer Ausgrabung im 19. Jahrhundert, wo der Archäologe Auguste Mariette den Taltempel in der Nähe der Sphinx erforschte. Er fand dort eine lebensgroße Statue, die anscheinend Khafre selbst war. Das erstaunliche: Ihr Gesicht sah aus wie das der Sphinx. Die Geschichte geht spannend weiter!
6. Der Sphinx-Tempel
Es war Mariette, der die Straße fand, die von der Leichenhalle neben der Chephren-Pyramide zum Taltempel führt, was darauf hindeutet, dass sie miteinander verbunden waren. Ein anderer französischer Experte namens Emile Baraize setzte die Arbeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts fort. Er deckte eine Ruine auf, die dem Taltempel, den er Sphinx-Tempel nannte, sehr ähnlich sah. Die Sphinx selbst sitzt direkt hinter dieser Ruine.
Eine weitere Reihe von Untersuchungen wurde in den 1980er Jahren durchgeführt, als Archäologen weiter versuchten, die Rätsel der Sphinx zu lösen. Sie fanden heraus, dass der Kalkstein, der für den Sphinx-Tempel verwendet wurde, möglicherweise aus den Resten der Sphinx gebaut worden war. Der Stein wurde aus Kanälen gewonnen, die um die legendäre Skulptur herum gegraben wurden.
7. Das Projekt wurde nicht beendet
Aus heutiger Zeit ist der Bau der Sphinx ein Wunder und ein großes Rätsel. Und anscheinend wurde das ganze Projekt nicht beendet. Es gibt unvollendete Steinbrüche sowie Werkzeugreste. Forscher glauben, dass der Bau der großen Statue selbst mit einer Belegschaft von 100 Arbeitern mehrere Jahre Arbeit erfordert hätte.
Ein weiteres Rätsel um die Sphinx ist ihr Name. Das Wort „Sphinx“ ist griechisch und wäre erst einige Jahrtausende später verwendet worden. Einer Theorie zufolge wurde sie Harmakhet genannt, was „Horus am Horizont“ bedeutet. Horus war der Gott, der am häufigsten mit Khafre identifiziert wurde. Auf der nächsten Seite offenbaren wir Ihnen eine interessante Geschichte bezüglich der Sphinx!
8. Die Sphinx im Mittelpunkt der Herrschaft
Die Bedeutung der Sphinx ist bekanntlich jedoch mit der Zeit verblasst. Kennen Sie schon die Geschichte über den ägyptischen Prinzen namens Thutmose? Er schlief eines Tages bei der Statue ein, als sie mit Sand bedeckt war. Thutmose hatte einen Traum, in dem Harmakhet ihn bat, die Sphinx wiederherzustellen. Im Gegenzug dafür würde er der nächste Herrscher des Landes werden.
Tatsächlich wurde Thutmose Pharao. Und im Mittelpunkt seiner Herrschaft stand die Sphinx. Demzufolge gab es immer mehr Sphinx-Bilder in Form von Gemälden und Reliefs sowie mehr Statuen. Zu dieser Zeit wurde die Sphinx auch als eine Darstellung der Kraft der Sonne angesehen. Doch wie ging es weiter mit der Statue? Das klären wir nun auf!
9. Im Wandel der Zeit
Die Verehrung der Sphinx hörte allerdings auch wieder. Der Kalkstein wurde irgendwann porös. Teile ihres Gesichtes und des Kopfschmucks zerbrachen. Die Sphinx war wieder mit Sand bedeckt und wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts ausgegraben. Als die Ausgrabungen dann begannen, war vorerst nur der Kopf sichtbar, und es war sofort klar, dass die Nase der Sphinx fehlte.
Der erste Versuch, die Sphinx auszugraben, war jedoch nicht erfolgreich. So brauchte es 160 Mann unter der Führung von Hauptmann Giovanni Battista von Genua. In den 1800er und 1900er Jahren wurden dann weitere Versuche unternommen, bis Selim Hassan aus Ägypten das Projekt in den 1930er Jahren abschloss. Doch in dieser Zeit waren bereits weitere Elemente weg. Und welche Theorien gibt es über die Nase?
10. Warum fehlt die Nase der Sphinx?
Es gab im Laufe der Jahre viele Theorien darüber, was mit der Nase der Sphinx passiert sein könnte. So heißt es, ihr Fehlen wäre einem Kanonenschuss während der napoleonischen Invasion zu verdanken. Doch es gibt Bilder, die zeigen, dass die Nase schon lange bevor Napoleon in Ägypten ankam, fehlte.
Es gibt auch eine andere Theorie: Seit der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert ist der Islam eine dominierende Kraft in Ägypten. Da diese Religion gegen den Götzendienst ist, könnte dies eine Motivation gewesen sein, religiöse Statuen zu zerstören, selbst wenn sie für die alten Ägypter eine wichtige spirituelle Rolle hatten. Welche das ist, erfahren Sie auf der nächsten Seite! Es ist ein wichtiger Punkt zur Aufklärung des Rätsels!
11. Die Rolle der Statuen im alten Ägypten
Im alten Ägypten wurden die Tempel oft von der Statue eines verstorbenen Vorfahren geleitet. Die Familie brachte Opfergaben wie Nahrung für das Leben nach dem Tod oder Blumen als Zeichen der Wiedergeburt sowie Weihrauch, um einen heiligen Geruch zu erzeugen.
Die alten Ägypter stellten Skulpturen sowohl von Göttern als auch von Menschen her. Diese Statuen hatten einen spirituellen Zweck. Für Götter bedeutete dies, dass sie die Statue bewohnen konnten. Das Bildnis einer verstorbenen Person diente zur Erhaltung der Seele. In den Gräbern wurden ebenfalls Kunstwerke aufgestellt, um den Verstorbenen zu helfen, Opfergaben von den Lebenden zu erhalten. Was es mit den Statuen noch auf sich hat, erfahren Sie jetzt!
12. Einzigartige Kunst
Der einzigartige Stil der ägyptischen Kunst unterscheidet sich von späteren Werken der Griechen und Römer. Doch die Statuen und Kunstwerke in den Gräbern waren eigentlich auch nicht dazu gemacht, von der ganzen Welt betrachtet zu werden.
Sie waren entweder für die Verstorbenen oder für die Götter bestimmt. Dementsprechend wurden sie auch gestaltet. Die Statuen schauten zum Beispiel nach vorne, damit sie die Riten, die zu ihren Ehren durchgeführt wurden, sehen konnten. Einige göttliche Statuen wurden sogar täglich gekleidet und parfümiert, damit sie auf Prozessionen mitgenommen werden konnten. Wir kommen der Erklärung, warum bei so vielen Skulpturen die Nase fehlt, nun immer näher!
13. Statuen von hoher Wichtigkeit
Die Orte an dem die Statuen platziert waren, diente als Verbindung zwischen unsere Welt und dem übernatürlichen Bereich, in dem die Götter lebten. Die Gottheiten sollten Ägypten schützen und die Herrscher waren dafür verantwortlich. Darstellungen von Pharaonen-Bildern, die den Götterbildern Opfergaben darbrachten, ist ein Beispiel dafür.
Die Statuen waren tatsächlich so wichtig, dass ihre Zerstörung mehr als ein kleines Vergehen war. Es zerstörte die Beziehung zwischen Menschen und Göttern und verhinderte, dass sich Gottheiten oder menschliche Seelen in einem Bild niederlassen konnten. Jeder Teil einer Statue hatte den gleichen Zweck wie bei einem lebenden Menschen. So wäre zum Beispiel eine Gott-Statue ohne Ohren nicht Fähig, Gebete zu erhören. Und das ist wohl der ausschlaggebende Punkt, der im folgenden noch weiter geht!
13. Zerstörung von Statuen
Die Entfernung der Nase hat demnach einen düsteren Aspekt, denn eine Statue ohne Nase kann nicht atmen und die Seele in ihr würde tatsächlich sterben. So konnte man einen Feind vernichten. Ein Grabräuber konnte sich so vor dem zornigen Geist schützen.
Aus ähnlichen Gründen könnten auch andere Teile von Statuen zerstört werden. Wird zum Beispiel ein Arm entfernt, so wird verhindert, dass die Opfergaben angenommen werden konnten. Diese Methode reicht bis in die frühesten Teile der ägyptischen Geschichte zurück, denn Historiker entdeckten dies sogar bei prähistorischen Mumien, die verstümmelt waren. Doch das ist nicht alles, denn es geht unheimlich weiter!
14. Zerstörung von Feindbildern
Diese Methode der Zerstörung war nicht nur den Totenstatuen vorbehalten. So wurde den Soldaten zum Beispiel geraten, das Wachsmodell eines Feindes zu verstümmeln, um einen Vorteil im Kampf zu erlangen. Figuren wurden also auch erschaffen, nur um sie wieder zu zerstören. Einige Pharaonen hielten die Macht von Statuen für so gefährlich, dass sie die Zerstörung von Selbstbildnissen Bilder illegal machten.
Doch Pharaonen zerstörten auch die Bildnisse rivalisierender Herrscher. So war es eine Demonstration von ihrer Macht, Bilder ihrer Vorgänger zu entfernen und damit die historische Erzählung zu verändern. Das zeigt vor allem das Beispiel von Darstellungen wie zwei der größten Königinnen Ägyptens, Nofretete und Hatschepsut, fast ganz ausgelöscht wurden. Es beeinflusste aber nicht nur die Geschichte, sondern auch die Kunst!
15. Die Beeinflussung ägyptischer Kunst
Die Kunst im alten Ägypten könnte aufgrund von Sexismus beeinflusst worden sein. Doch es gab auch andere Gründe: Mit der Beseitigung von Verweisen auf einen früheren Monarchen konnte man Fragen über das Erbrecht umgehen. Oder es wurde die Erinnerung an einen besonders umstrittenen Pharao ausgelöscht. Thutmose III. zum Beispiel wollte, dass künftige Herrscher von ihm abstammen und nicht von seiner Stiefmutter Hatschepsut.
Die religiösen Reformen des Pharao Echnaton wurden von seinen Nachfahren vollständig rückgängig gemacht. Echnaton selbst zerstörte Bilder des Gottes Amun, um den Sonnengott Aten zur Hauptgottheit der Ägypter zu erklären. Doch sein Sohn Tutanchamun stellte Amun wieder in den Vordergrund, und ließ alle Bilder von Echnaton, seiner Frau und seinem Gott beseitigen. Doch wie konnte man dem entgegenwirken?
16. Schutz der Statuen
Wegen dieser Szenarien unternahmen die Ägypter große Anstrengungen, um die für sie wichtigen Bildnisse zu schützen. Demnach waren viele Statuen auf drei Seiten von Mauern umgeben, um sie vor Angriffen zu schützen. Manchmal stellten sie auch eine Wand davor. Dann waren ein paar Augenlöcher alles, was übrig blieb, um ein Opfer zu bringen.
Die Zerstörung war nicht nur ein Akt mutwilligen Vandalismus. Es erforderte Expertenhände und ein gewisses Maß an Planung und Geschicklichkeit. In manchen Fällen wurden auch Inschriften beschädigt, was bedeutete, dass die Täter die Fähigkeit zu lesen besaßen, um zu wissen, welche Gravuren entfernt werden sollten. Doch auch die Religion spielte immer wieder eine Rolle bei der Zerstörung von Statuen, wie Sie auf der folgenden Seite lesen können!
17. Religion und Macht
Es gibt also die Erklärung dafür, warum einige Statuen entstellt wurden, während anderen dies erst später widerfuhr. Nicht jede Zivilisation nach den alten Ägyptern hatte die gleiche Verehrung für Statuen. Für die Christen bedeuteten sie heidnische Dämonen, die vernichtet werden müssten. Muslime hingegen glaubten, die Gegenstände hätten keinerlei Macht.
Man stellt sich vielleicht die Frage, warum die Christen die Statuen nicht vollständig zerstört haben, sondern nur einige Teile. Es heißt, dass die Ausstellung der entstellten Skulpturen ein Zeichen ihrer eigenen Stärke demonstrierte und dass die Götter der Ägypter nun machtlos waren. Es manifestierte demnach eine triumphale Erklärung des Sieges. Und nun zur letzten Erklärung!
18. Statuen als Baumaterial
Als Ägypten im 7. Jahrhundert von einer islamischen Armee erobert wurde, verwendeten die Muslime die antiken Statuen schließlich als Baumaterial. So wurden neue Gebäude aus alten Tempeln errichtet, wobei die antike Ikonografie in den mittelalterlichen Teilen Kairos noch sichtbar ist. In der Geschichte gab es demnach unterschiedliche Motivationen, ägyptische Statuen zu zerstören. Und es erklärt vor allem die fehlenden Nasen. Unglaublich, oder?
Um die Ergebnisse seiner Forschung zu zeigen, hat Bleiberg eine Ausstellung mit dem Titel „Schlagkraft: Ikonoklasmus im alten Ägypten“ geschaffen. Die Ausstellung zeigt sowohl verunstaltete als auch intakte Statuen nebeneinander sowie andere Kunstwerke, die vom 25. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. datiert sind.