Dem Himmel ganz nah: Wenn ein Baby nicht auf diese Welt will

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Wenn Sie die Nachricht erhalten, dass ihr eigenes Kind nur noch wenig Stunden nach der Geburt überleben wird, ist es ein schmerzhaftes Ereignis. Ohnmachtsgefühle und quälende Schuldgefühle sind an dieser Stelle gar kein Ausdruck. Es ist die schlimmste Situation, die ein Paar erleben muss. Die Vorfreude auf eine gemeinsame Familie, auf ein Kind wird völlig zerstört.

Die kleinen Wunder der Welt kämpfen um ihr Überleben. Aber einige Seelen entscheiden sich für den Himmel. In diesem Beitrag handelt es sich um eine wunderbare Idee, die Eltern helfen ihre Trauer zu verarbeiten. Ein Schmetterlingsaufkleber wird plötzlich zu einem heilsamen Begleiter. Eine Geschichte, die ihre Augen nicht trocken lässt.

1. Ein seelischer Schmerz

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Heute verwenden Krankenhäuser auf der ganzen Welt den lila Schmetterling als subtiles Symbol. Während einige Einrichtungen liebevolle Aufkleber an den Betten von Neugeborenen anbringen, kleben andere sie an die entsprechende Zimmertür. Unabhängig davon, wo sie gesehen werden, haben sie dieselbe wichtige Bedeutung.

Die Frau hinter dem Projekt, Millie Smith, hat sich aus einem ganz bestimmten Grund für den lila Schmetterling entschieden. Auf der ganzen Welt ist dieses Symbol verbreitet. Der lila Schmetterling repräsentiert das Glück, die Hoffnung, die Eltern in dieser Zeit brauchen. Einen symbolischen Halt um ihnen Kraft zu geben, dieses Leid zu überstehen. Wir möchten Ihnen ein Schicksal erzählen, das Sie zutiefst berühren wird.

2. Eine herzzerreißende Geschichte

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Wenn Sie das Symbol des lila Schmetterlings auf einer Intensivstation sehen, signalisiert das mehr als nur die Geburt eines Babys. Die werdende Mutter, namens Smith kam auf das Konzept, nachdem sie selbst eine Tragödie durchgemacht hatte. Jetzt hilft die Idee anderen Eltern ihre Trauer zu verarbeiten und sich endlich an eine neue Normalität anzupassen.

Smiths Reise begann im November 2015. Zu diesem Zeitpunkt stellte sie fest, dass sie schwanger war, und sie fühlte sich – auch ohne ärztliche Bestätigung sicher, dass es Zwillinge waren. Mit dem Rückblick auf ihre eigene Familienhistorie kamen einige Zwillingskinder auf die Welt. Die Intuition einer Mutter lässt sich nicht täuschen.

3. Die Intuition einer Mutter

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Zehn Wochen nach der Schwangerschaft, fanden Smith und ihr Ehemann Lewis Cann heraus, dass ihr Gespür sich als richtig herausstellte. Es schien, als würden sie bald Eltern von Zwillingen sein. Zwei Mädchen wuchsen in dem wundervollen Körper einer Frau heran. Aber tragischerweise war die Glückseligkeit der Babys erschüttert, als Smiths Arzt nach wenigen Wochen eine wichtige Ultraschalluntersuchung durchführte.

Während des Scans verstummte der Arzt völlig. Smith war sehr aufgeregt und die Ultraschalluntersuchungen. Es war die einzige Möglichkeit ihre Kinder zu sehen. Aber an diesem Tag schwieg auch sie. Schnell wurde deutlich, dass hier etwas nicht stimmte. Es gab ein gravierendes Problem.

4. Eine schreckliche Nachricht

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Der Arzt von Smith und Cann musste den werdenden Eltern eine schreckliche Nachricht übermitteln: Die beiden ungeborenen Mädchen erkrankten noch im Bauch der Mutter an Anenzephalie. Die Bedeutung: Der Zustand verhindert, dass sich die Neural Röhre bei einem Fötus vollständig schließt, was wiederum bedeutet, dass sich das Gehirn nicht gesund entwickeln wird.

Das Paar war angesichts der Diagnose voller Ohnmachtsgefühle. Smith schrie laut und ihre Fäuste schlugen auf Canns Brust. Der Arzt erklärte, dass die beiden Babys nicht die geringsten Überlebenschancen. Es könnte durchaus möglich sein, dass die Kinder nach der Geburt nur wenige Minuten nach dem letzten Atemzug ringen.

5. Dem Leben ein vorzeitiges Ende setzen?

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Zu diesem Zeitpunkt überlegte das Paar, ob die Schwangerschaft vorzeitig unterbrochen werden soll. Mit der Begründung: Da selbst der überlebende Zwilling während der Schwangerschaft Probleme haben könnte. Zudem barg es eine Lebensgefahr für die werdende Mutter, wenn der leblose Körper in der Gebärmutter verbleibt, während das andere Kind ums Überleben kämpft. Der Entschluss: Wir bleiben weiter schwanger.

Das Paar beschloss nicht nur, „vorwärtszugehen“, sondern gab auch sofort die Namen ihrer Töchter bekannt. Die werdenden Eltern entschieden sich für Callie und Skye, dieser war für ihre Tochter mit der Erkrankung der Anenzephalie bestimmt. Denn das Schicksal des kleinen, großen Wunders war gewiss. Als die Wehen eintrafen, weinte die Mutter bitterliche Tränen.

6. Dem Himmel ganz nah

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Zunächst bemerkte die werdende Mutter jedoch, dass es für ihr Kind mit der Erkrankung wichtig sei, einen Namen zu haben, unabhängig davon, wie lange sie lebte. Der Name hatte eine tiefgründige Bedeutung. Wenn sie an Skye dachte, musste sie nur in den Himmel schauen und die werdende Mutter war ihrem Kind immer nah.

Dreißig Wochen nach der Schwangerschaft, war es Zeit für Smith, ihre Töchter zu treffen. Als die Wehen losgingen, rief der werdende Vater sofort den Notarzt an. Die Geburt traf alle Anwesenden sehr emotional. Callie und Skye kamen am 30. April 2016 im Kingston Hospital in Surrey in Großbritannien wohl umsorgt auf die Welt.

7. Der letzte Atemzug

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Tränen überströmt begrüßten die werdenden Eltern ihre beiden Kinder. Die liebevollen Ärzte wurden von einer Hebamme unterstützt, die Erfahrung in der Trauerbegleitung hatte. Als Skye den letzten Atemzug erhaschte, schaute sie ihre Eltern ein letztes Mal an. Das Baby wurde in eine warme Decke umwickelt und der weinenden Mutter in die Arme gelegt.

Skye atmete nicht mehr. Ihr Körper war regungslos. Die helfende Hebamme begleitete die Familie in einen ruhigen Raum, indem sie Abschied nehmen konnten. Es war das letzte Mal, dass die Eltern Skyes zierlichen Körper spüren konnten. Sie mussten das Kind gehen lassen. Ein schwieriger Moment um die Realität zu begreifen.

8. Wenn das Herz schreit

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Im Abschiedsraum hatten Smith und Cann die Gelegenheit, drei Stunden lang von Skye zu verabschieden. Bis zum Ende ihres Lebens, kuschelten die Eltern mit ihrem Baby. Dies war der schlimmste Moment in ihrem Leben. Die Eltern haben noch nie so einen Herzschmerz gefühlt. Aber sie waren sehr stolz darauf, dass Skye so lange um das Überleben gekämpft hat, um Zeit mit ihnen zu verbringen.

Smith sang leise Schmetterlings-Lieder, um ihre Tochter in den Himmel „zu begleiten“. Immer wieder wiederholte sie, dass sie Skye über alles auf der Welt liebe und das es der werdenden Mutter aufrichtig Leid tue, ihr die Gesundheit nicht geben zu können, die sie verdiente.

9. Der Trauerprozess

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Die Hebamme namens „Bull“ begleitete diesen Trauerprozess. Für diese Situationen hatte sie sich professionell gerüstet. Sie wusste was Zutun war. Bull sagte einst der BBC: „Meine Aufgabe besteht darin, Frauen zu helfen, die vor der Geburt ein Baby verloren haben oder später sterben. Bei dieser Familie wurde ich rechtzeitig involviert.“

Doch nicht jede Mutter, die einen Verlust erlebt, verfügt über ein solches Unterstützungssystem. Bull betonte, dass die Rate der Totgeborenen in Großbritannien zwar relativ konstant bleibt, Mütter und Väter, die auf diese Weise Hinterbliebene sind, jedoch nicht immer ausreichend unterstützt werden. Was zurückbleibt ist, eine kranke Seele, die nicht mehr gesund wird.

10. Ein ungewisses Schicksal

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Aber selbst mithilfe ihrer trauernden Hebamme kämpfte Smith immer noch mit ihrem zerrissenen Herzen. Sie musste sich nicht nur mit ihrer Trauer über Skyes Tod auseinandersetzen, sondern auch mit dem ungewissen Schicksal von der kleinen Schwester Callie, die auf der Intensivstation bleiben musste. Würde Callie sich für das Leben entscheiden?

Die meisten Krankenschwestern wussten, was passiert war, aber im Laufe der Zeit hörten die Leute auf, über Skye zu reden. Nach ungefähr vier Wochen taten alle so, als wäre nichts passiert. Smith war sehr erschrocken darüber. An einem Tag schrie sie das Personal an und fiel kraftlos zu Boden. Es musste sich was ändern.

11. Verletzende Worte

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Wenige Tage später wurde Smith vor die Probe gestellt: Einer dieser ahnungslosen Eltern machte Smith einen unzumutbaren Kommentar, der sie bis ins Mark traf. Zu der Zeit war die Mutter an Callies Seite auf der Intensivstation, bevor das kleine Mädchen schließlich nach Hause durfte. Drei Zwillingspaare befanden sich ebenfalls auf der Station.

Wenn ein Kind eines Zwillings schreit, wütet das Geschwisterkind auch. Als die Mutter der Zwilling geborenen Smith, mit nur einem Baby sah, um das sie sich kümmerte, brachte sie einen unwissentlich harten Kommentar. Ihre Worte: „Sie haben so viel Glück, dass Sie keine Zwillinge haben.“ Smith schluckte.

12. Verlassener Mut

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Danach konnte Smith ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Sie sagte in einem Interview: „Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich vor keinem dieser Eltern geweint. Aber dann überkam es mich. Ich rannte unter Tränen aus dem Raum. Der Kommentar hat mich absolut gebrochen. Ich hatte nicht den Mut, ihr unsere Geschichte zu erzählen.“

Weiter erklärte Smith, dass sie erkannte, dass die Frau nicht beabsichtigt hatte, ihre Gefühle zu verletzen, und fügte hinzu: „Ich weiß, die Mutter hätte sich schlecht gefühlt, wenn sie gewusst hätte, wie ihre Worte mich beeinflussten.“ Trotzdem gab der Moment der neuen Mutter die Idee, einen anderen trauernden Elternteil von ihrer Geschichte zu berichten.

13. Das Symbol des Schmetterlings

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Insbesondere erinnerte sich Smith an den Gedanken: „Ich hatte das Gefühl, dass es so etwas wie ein kleines Symbol geben sollte, um die Leute wissen zu lassen, dass mein Baby gestorben war.“ Und sie kam schnell auf ein Konzept, das Neugeborene „Kennzeichnen“ würde, die es nicht geschafft hatten. Sie erstellte einen lilafarbenen Schmetterling, der an „ein schwaches Leben“ kleben sollte.

Ein solches Symbol hätte Smith wohl vor diesem schmerzhaften Moment geschützt. Smith erklärte: „Keiner der anderen Eltern wusste, was passiert war oder irgendetwas über Skye. Ich hatte nicht das Herz, ihnen zu erzählen, was passiert war. Ein einfacher Aufkleber hätte diese ganze Situation vermieden.“

14. Eine wortlose Erklärung

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Smith betrachtete das Schmetterlingssymbol als eine Möglichkeit, andere über einen Verlust zu informieren, wenn ein hinterbliebener Elternteil nicht bereit war, alles zu erzählen. An manchen Tagen wollte Smith nicht darüber sprechen. Während sie andere Tage mit ihrer Trauer füllte. Sie dachte daran, auf diese Art und Weise andere Eltern mit diesem Symbol zu sensibilisieren.

Als die trauernde Mutter von der Idee berichtete, hörte die Leitung des Krankenhauses gespannt zu. Schnell wurde das Konzept umgesetzt: Anstelle von Aufklebern wurden die Schmetterlinge auf Karten gedruckt. Jedes Krankenhaus hatte mittlerweile eine Vorlage, um diese selbst zu erstellen. Eine Idee diese sich schnell in anderen Krankenhäusern herumsprach.

15. Eine weltweite Beteiligung

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Um die Schmetterlingsvision Wirklichkeit werden zu lassen, gründeten Smith und Cann die „Skye High Foundation“. Zudem wollte sie mehr als nur ihre Aufklebervorlage mit der Welt teilen. Darüber hinaus wollten die neuen Eltern einen „Aufruf starten“, um anderen Familien zu helfen, die in Zukunft den gleichen Schmerz des Todes erleiden würden.

Es stellte sich heraus, dass Smith nicht allein war. Zahlreiche Familien litten bis heute an dem zerreißenden Schmerz. Als ihr Facebook-Beitrag immer beliebter wurde, wandte sich eine andere Organisation an sie. Sie erklärte: „Ich wurde auch von der „Neonatal Research“ kontaktiert, die ein Schmetterlingsprojekt hat, das ähnliche Arbeit wie ich leistet.“

16. Eine Herzensangelegenheit

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In der Tat haben sowohl Smith als auch ihre trauernde Hebamme erklärt, wie wichtig eine solche Unterstützung für Mütter und Väter ist, die Kinder verloren haben. Bull erklärte gegenüber der BBC: „Ich denke, wir sollten mehr über den Kindstod sprechen. Je mehr wir mit Freunden, Familie und anderen sprechen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie von jemandem hören, der dasselbe durchgemacht hat.“

Als die Schmetterlinge in Krankenhäusern auf der ganzen Welt auftauchten, war Smith stolz darauf, dass ihre Bemühungen sich auszeichneten. Betroffenen Eltern sprachen über ihren Kummer, ihre Schuldgefühle und ihre bittere Trauer. Nur so könnte der Trauerprozess langfristig bearbeitet werden. Es tut weh – aber sie entscheiden wann.

17. Von Gott reden, wenn Kinder sterben?

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Laut einer aktuellen Statistik ist die Säuglingssterblichkeit in Deutschland höher als in Japan. Haben Sie eine Ahnung warum das so ist? Besonders häufig tritt der Kindstod bei Mehrlingsschwangerschaften auf. Auch angeborene Fehlbildungen können zum Tod in den ersten Lebenstagen führen. Viele Kinder die nicht gerettet werden können, weil die Erfahrung der Mediziner fehlt.

Lieber Leser, derartige Symbole sind weit verstreut, die nur die wenigsten kennen. Menschen, die ein Zeichen setzen und großartiges in die Welt bringen. Nämlich den Einsatz von Sozialcourage. Was wir brauchen ist nicht nur Mitgefühl, sondern professionelle Begleitung. Fragen Sie nicht nach Gott, wenn Kinder sterben. Er hilft Ihnen nicht.