Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Einen innig geliebten Gegenstand wie den Teddy seiner Kindheit oder die erste Kinokarte zu verlieren ist oftmals sehr schmerzhaft, ist er doch meist mit schönen Erinnerungen verbunden. Eine Kamera zu verlieren, die tausende dieser schönen Erinnerungen birgt, ist noch viel schwerer zu verkraften.

Dass manchmal in den ausweglosesten Momenten immer noch ein Lichtblick am Ende des Horizontes erwarten kann, beweist die folgende Geschichte, die so schön ist, dass sie unbedingt erzählt werden muss. Daran verwickelt sind Taucher der Marine, spezialisiert auf Ökologie. Was für sie ein ganz normaler Tauchgang werden sollte, wurde für jemand anderen zu einem großen Glücksfall, an den so niemand mehr geglaubt hatte.

1. Eine interessante Entdeckung

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Es war Dienstag, der 13. Mai des Jahres 2014. Das besagte Team der Simon Fraser Universität in Kanada hatte für diesen Tag einige wichtige Tauchgänge geplant. Erforscht werden sollten dabei Seesterne und ihre Eigenschaften. Während die anderen Taucher damit beschäftigt waren, stach Beau Doherty und seiner Kollegin Tella Osler etwas anderes ins Auge.

Auf dem Meeresboden lag ein schwer verwitterter Gegenstand. Trotz dessen ließ sich auch im trüben Wasser erkennen, dass es aus Leder bestand – es musste ein Gegenstand aus dem menschlichen Gebrauch sein! Beau zögerte nicht lange und Griff sich den Gegenstand.

2. Ein Relikt der Vergangenheit

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Überraschung machte sich breit, als Beau das Teil in seiner Hand erkannte: es war eine Kamera! Und was für eine: die große, rundliche Linse und die Lederumrandungen machten ganz deutlich, dass die Kamera auch ziemlich alt sein musste. Total verwittert war sie und machte nicht den Eindruck, dass auf ihr noch ein Foto zu finden sei.

Für mehr war keine Zeit, galt es doch eine Expedition zu meistern. Jedoch kaum wieder an Land, konnte Beau nicht anders, als die Kamera herumzureichen. Umgeben von Forschern, war auch Professorin Siobhan Gray dabei. Da die Kamera vor Meeresalgen kaum als solche zu erkennen war, wollte sie die Organismen genauer unter die Lupe nehmen.

3. Ab ins Testlabor

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So kam es dann, das die Kamera vom Meeresboden ins Labor wanderte.
Professorin Gray wurde nicht enttäuscht: die Kamera barg eine Vielzahl von winzig kleinen Organismen – ein regelrechtes Ökosystem fand auf der Kamera ihr zu Hause. Nachdem sie die Oberfläche gründlich untersucht hatte, widmete sie sich dem Innenleben.

Dabei kam ihr sogar ein Seestern entgegen, womit die Forscherin niemals gerechnet hätte. Ebenfalls nicht erwartet hatte sie, die Speicherkarte des Gerätes in so einem guten Zustand zu sehen! Aufregung machte sich beim gesamten Forscherteam breit, hofften doch plötzlich alle um die Unversehrtheit der Speicherkarte.

4. Das Warten hat ein Ende

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Die Kamera war bei dem Forscherteam in guten Händen. Sie waren den Umgang mit fragilen Gegenständen gewohnt und reinigten auch die Kamera mit äußerster Sorgfalt. Als dies erledigt war, kam die Stunde der Wahrheit: Die Speicherkarte wurde in einen PC gesteckt.

Das gesamte Team versammelte sich darum und hielt den Atem an: Was erwartete sie als Nächstes? Würde man doch tatsächlich Fotos sehen können, die vor vielen Jahren gemacht wurden? Oder hatte das Meer ihre Geheimnisse bereits vor langer Zeit weggespült?! Und dann das: Die Karte spuckte doch tatsächlich Fotos aus.

5. Ein Blick zurück

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Die nächsten Minuten verbrachten die Forscher rund um Siobhan Gray damit, sich durch die Fotos von ihnen fremden Menschen zu arbeiten. Diese Menschen lächelten begeistert in die Kamera. Später stellte sich heraus, dass einige der Fotos bereits 2012 geschossen wurden.

Davon gerührt, das Leben der Menschen in digitaler Form vor sich zu haben, wollten sie nichts unversucht lassen, sie auch aufzuspüren. Angetrieben waren sie von der Vorstellung, wie sehr sich die Menschen über ihre Fotos freuen würden. Sicher hatten sie die Kamera schon aufgegeben. Das Team machte sich also ans Werk.

6. Das Internet verbindet – oder auch nicht

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In Zeiten der sozialen Medien gelingt es einem, viele Menschen in fernen Ländern zu erreichen. Das war zumindest die Idee. Also wurden die Fotos kurzerhand ins Netz gestellt, mit der Bitte um Rückmeldung. Tausende Menschen begeisterten sich für die Geschichte und kommentierten die Fotos fleißig.

Die Menschen auf den Bildern erkannte aber niemand. Beau und Siobhan gaben sich in dem Fall geschlagen, das Internet würde ihnen in diesem Fall nicht helfen – sie suchten nach einem anderen Weg. Sie wollten einfach nicht aufgeben, also versuchten sie es auf dem herkömmlichen Weg.

7. Die Suche hat ein Ende

Bild: postfun.com

Die Idee war, Flyer mit den Fotos in der Stadt zu verteilen. Kurze Zeit später gelang der Volltreffer: Es war tatsächlich jemand aus der Navi, der den rettenden Tipp gab, dass einer der Männer auf dem Foto der Überlebende eines Schiffsunglückes war. Gemeint war damit Paul Burgoyne, der 2012 mit seinem Boot Schiffbruch erlitt.

Sobald der Name gefallen war, dauerte es nicht mehr lange, um ihn ausfindig zu machen. Es wurde ein Treffen arrangiert, bei der natürlich auch die Kamera mitkam. Erst jetzt kam die Tragweite des Ganzen in Sicht. Sie beginnt mit einer kleinen Katastrophe.

8. Rettung in letzter Sekunde

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Paul Burgoyne setzte die Segel gen British Columbia. Dabei geriet er in einen heftigen Sturm, der ihm beinahe das Leben kostete. Mit Mühe und Not konnte er sich retten und wurde völlig entkräftet von der Küstenwache eingesammelt, während das Boot samt Kamera zerstört wurde. Über den Verlust der Kamera war er besonders erschüttert.

Sie enthielten Aufnahmen von den Orten, an denen sie die Asche seiner Mutter verstreut hatten. Dies war ihr letzter Wille und die Bilder waren ihm sehr kostbar. Das Forscherteam hatte ihm mit den Fotos ein unglaubliches Geschenk gemacht. Die Geschichte ist ein weiterer Beweis dafür, wie Menschen für andere über sich hinaus wachsen und weiter, dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte.